EU und Kuba kommen sich näher

Erstes politisches Abkommen in Brüssel unterzeichnet / Havannas Außenminister: Menschenrechte weltweit gültig / Unionsstaaten müssen noch ratifizieren

  • Lesedauer: 3 Min.

Brüssel. Die Europäische Union und Kuba haben ihr erstes politisches Abkommen geschlossen. Der Pakt soll den Rahmen für die künftigen beiderseitigen Beziehungen bilden. Er wurde am Montag in Brüssel von der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini und Kubas Außenminister Bruno Rodriguez Parrilla unterzeichnet. »Kuba ändert sich, und die Europäische Union begleitet diesen Prozess«, erklärte Mogherini. Das Abkommen werde dazu beitragen, »das anzureichern, was historisch und kulturell eine tiefe Verbindung« zwischen Europa und Kuba bilde, sagte Rodriguez Parrilla.

Das Abkommen soll aus europäischer Sicht einen Prozess der wirtschaftlichen und sozialen Modernisierung in dem Karibikstaat unterstützen. Es enthält zahlreiche Punkte, in denen Kooperation vereinbart wird, etwa beim Klimaschutz, in der Katastrophenvorsorge, bei Kunst und Kultur sowie in der Fischerei. Ein wichtiger Punkt ist der Handel.

Rund zwei Jahre lang war darüber verhandelt worden, also bereits unter der Führung von Präsident Raúl Castro in Kuba. Die Menschenrechte sind ein wichtiger Bestandteil des Vertrags. Bei schweren Verstößen gegen sie kann der Vertrag ausgesetzt werden. Kubas Außenminister bekräftigte in Brüssel, seine Regierung bekenne sich zu den Menschenrechten. »Ich bin der Überzeugung, dass die Menschenrechte weltweit Gültigkeit haben«, sagte Rodriguez Parrilla. Es gehe dabei nicht nur um bürgerliche und politische, sondern auch um wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte, machte er klar. In der Vergangenheit sind die bürgerlichen und politischen Rechte wie zum Beispiel die Meinungsfreiheit besonders in den westlichen Staaten hochgehalten worden, während sozialistische Staaten stark die sozialen betonten.

Auch Vertreter der 28 EU-Außenministerien unterzeichneten am Montag den Vertrag. Dieser muss nach der Zustimmung durch das Europäische Parlament noch in allen 28 Mitgliedsstaaten ratifiziert werden. Der ehemalige deutsche Botschafter in Kuba Bernd Wulffen begrüßte am Montag auf SWRinfo die Vertragsunterzeichnung. In den nächsten zwei Jahren ist seiner Ansicht nach mit einem Wechsel in Kubas Staatsführung zu rechnen. Dabei habe das Militär »ein wichtiges Wort mitzureden«, sagte Wulffen. »Und die sind ja praktisch die Vorreiter in der Wirtschaft. Militärs führen viele Betriebe, sind im Tourismus tätig und ich glaube, das ist ein guter Zeitpunkt, jetzt mit den Kubanern zusammenzuarbeiten«, erklärte der Diplomat. Das Abkommen sei auch wichtig, weil Kuba in vielen wirtschaftlichen Bereichen noch Nachholbedarf habe, betonte Wulffen. »Kuba ist ja immer noch von Nahrungsmittelimporten abhängig.« Zu den Defiziten in der wirtschaftlichen Lage auf Kuba hat insbesondere die jahrzehntelange Blockade durch die USA beigetragen.

Kuba erhofft sich vom Pakt mit der Europäischen Union auch hier Bewegung, wie Kubas Außenminister in Brüssel klar machte. epd/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -