Nazis greifen linke Jugendliche in Bautzen an

In sächsischen und bayerischen Städten haben Neonazis erneut ihre politischen Gegner angegriffen

  • Aert van Riel
  • Lesedauer: 3 Min.

Bei einem Angriff von Neonazis in Bautzen sind nach Angaben der LINKEN mehrere Mitglieder ihres Jugendverbandes teils schwer verletzt worden. Fünf Jugendliche mussten sich in ärztliche Behandlung begeben. Bei dem Vorfall auf dem Kornmarkt am Freitagabend habe unter anderem ein Jugendlicher einen Kieferbruch und eine junge Frau eine Schädelprellung erlitten, teilte der sächsische Landesverband der Partei am Samstag in Dresden mit.

Die Polizei war bemüht, den linken Jugendlichen eine Teilschuld dafür zu geben, dass die Situation eskalierte. Sie sprach von »Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen«, von denen sieben »augenscheinlich dem linken Spektrum« zuzurechnen seien. Ihnen habe sich »eine Gruppe von etwa zehn rechtsorientierten Jugendlichen« genähert, dabei sei es zu »ersten Verbalattacken« gekommen. »Nach gegenseitigen Provokationen kam es zu mehreren Körperverletzungen, wobei vier Personen leicht verletzt wurden«, so die Polizei. Der Staatsschutz ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung.

Nach Darstellung der Linkspartei hieß es, dass sich ein Mitglied aus der linken Gruppe verabschiedet habe und daraufhin von zwei Nazis mit einigem Abstand verfolgt worden sei. Als zwei Mitglieder deshalb hinterhergingen, um zu sehen, ob alles in Ordnung war, seien sie von rund zehn Nazis überrascht worden, die vollvermummt auf sie zu zugerannt seien. Als sie daraufhin zu ihrer Gruppe zurückgekehrt seien, erfolgte ein etwa zwei Minuten andauernder Angriff der Nazis auf die Gruppe.

Der Landessprecher der sächsischen LINKEN, Thomas Dudzak, erklärte, dass linke Jugendliche in Bautzen seit Monaten Anfeindungen von rechts ausgesetzt seien. Dieser gezielte Angriff sei nur die Spitze des Eisberges und erinnere »nicht von ungefähr an die frühen 90er«. Der Landesverband habe bereits im September davor gewarnt, »das Problem mit Nazis in Bautzen kleinzureden«, betonte Dudzak. Alle staatlichen Behörden müssten in dieser aufgeheizten rassistischen Stimmung dafür Sorge tragen, »den Rechtsstaat auf Bautzens Straßen gegen Nazis und mit ihnen sympathisierende Bevölkerungsgruppen durchzusetzen«.

Derweil wurde in der Nacht zum Freitag im sächsischen Borna ein Wahlkampfbus der Linkspartei im Landkreis Leipzig angezündet. Das Fahrzeug brannte aus. Da es durch die Beklebung eindeutig als Bus der LINKEN zu erkennen war, liege die Vermutung einer politischen Motivation dieses Brandanschlags nahe, so die Partei. Der entstandene Schaden liege nach ersten Schätzungen im fünfstelligen Bereich. Die sächsische LINKE zählte vergangenes Jahr insgesamt 45 gemeldete Ereignisse wie Anschläge auf Büros, Übergriffe auf Wohnungen oder Infostände und Bedrohung von Mitgliedern.

In anderen Bundesländern kommt es zu ähnlichen Angriffen. Das Büro der LINKEN in Nürnberg wurde in der Nacht zum Samstag vermutlich von der sogenannten Anti-Antifa attackiert. Dabei wurden nach Parteiangaben drei Fenster zerstört und die Fassade beschmiert. Bei einem davor parkenden Auto eines Nazi-Gegners wurde die Frontscheibe eingeschmissen und alle Reifen zerstochen. Die LINKE schätzte, dass ein Schaden in Höhe von 4000 Euro entstanden sei.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -