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Feuertaufe Nordkorea

US-Präsidentenwechsel kann eine Wende in den Beziehungen mit Pjöngjang bringen

  • Daniel Kestenholz, Bangkok
  • Lesedauer: 3 Min.

Der gewählte US-Präsident Donald Trump hält wenig von diplomatischem Protokoll. Er rühmt sich, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Auch bezüglich aggressiver Streithähne wie Nordkorea. Dessen Diktator Kim Jong Un drohte bei seiner Neujahrsrede am Sonntag, eine neue Interkontinentalrakete zu testen, die US-Festland erreichen könne. Trump reagierte prompt auf Twitter: »Nordkorea hat soeben erklärt, dass es in den letzten Stadien der Entwicklung einer Nuklearwaffe ist, die Teil der USA erreichen kann. Soweit wird es nicht kommen!«

Trump belässt es gerne bei den maximal 140 Zeichen, die eine Twitternachricht erlaubt, ohne sich genauer zu erklären. Meinte er, er würde die Testrakete abschießen, oder gar zu einem Präventivschlag greifen? Trump wollte wohl deutlich machen, dass er Nordkorea sehr genau im Auge behalte. Und genau das beabsichtigte Nordkorea: Es versuchte die volle Aufmerksamkeit des nächsten US-Präsidenten auf sich zu lenken.

Nordkoreas Drohgebärden sind kalkuliert und voraussehbar. Nordkorea signalisiert Gesprächsbereitschaft, erweist sich dabei aber ähnlich undiplomatisch wie Trump. Das Regime wünscht Hilfsmilliarden, die Normalisierung der Beziehungen mit Amerika und die Einbindung in die internationale Weltgemeinschaft, versteht aber nur die Sprache von Erpressungen und Drohungen.

Auch kurz vor Obamas Amtseinsetzung im Januar 2009 drohte Pjöngjang: Es habe Plutonium »zu Waffen gemacht«, worauf der zweite Nukleartest des Regimes folgt. Die Aufmerksamkeit Obamas war dem Regime sicher, die Fronten aber blieben verhärtet.

Es ist unklar, wie viel waffenfähiges Plutonium Nordkorea seither angereichert hat, und auch bei einem erfolgreichen Test einer Interkontinentalrakete bleibt fraglich, ob es die Technologie beherrscht, einen Nuklearsprengkopf auf eine Trägerrakete aufzusetzen, die den Pazifik überquert. Klar hingegen ist, dass Obamas Nordkorea-Politik der »strategischen Geduld« den Eremitenstaat nicht weiter isolierte.

Trotz stetig verschärfter Sanktionen spricht niemand mehr von Regimewechsel in Pjöngjang und Kim Jong Un sitzt fest im Sattel, nicht zuletzt dank einem China, das die Grenzen für Handel und Geldverkehr mit Nordkorea weitgehend offen hält. Was Trump für einen weiteren bissigen Tweet zum Anlass nahm: »China hat in einem total einseitigen Geschäft massive Beträge von Geld und Reichtum aus den USA genommen«, twitterte er am Dienstag, »hilft uns aber nicht mit Nordkorea. Nett!«

Dieses Nordkorea, vor der bereits die Präsidenten Clinton, Bush und Obama kapitulieren mussten, verlangt jetzt Trumps Aufmerksamkeit - und deutete an, dieses Jahr gleich mehrere Raketentests mit der neuen Technologie durchzuführen.

Trumps Optionen sind begrenzt. China allein hätte Einfluss über Nordkorea, doch die chinesische-amerikanischen Beziehungen werden unter Trump frostig beginnen. Trump drohte Peking bereits mit Handelssanktionen und will wohl auch ein Treffen mit der Präsidentin von Taiwan nicht kategorisch ausschließen, das China als »Abtrünnigenprovinz« erachtet.

Sanktionen? Die haben sich als zahnlos erwiesen. Militärische Schritte? Das Risiko ist zu groß. Seoul befindet sich keine 60 Kilometer von der waffenstrotzenden Grenze entfernt, Millionen Menschen und ganz Nordostasien wären in diesem Fall bedroht.

Bleiben Gespräche zwischen Trump und Kim, der einzige Weg für einen Durchbruch in den erstarrten US-nordkoreanischen Beziehungen. Berührungsängste scheint Trump nicht zu kennen, und es fällt leichter, sich Donald Trump als Hillary Clinton in Pjöngjang vorzustellen.

Bereits im Juni sagte Trump, Kim gerne einzuladen, und er bekräftigte verschiedentlich, auf Kooperation statt Konflikt zu setzen. »Was zum Teufel ist falsch daran, zu sprechen.« Trumps Bedingung wäre wohl ein Verzicht Nordkoreas auf Provokationen.

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