Angestellte verdienen real 1,8 Prozent mehr

Abstand zwischen Tarif- und Effektiveinkommen beträgt lediglich 0,1 Prozent

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Berlin. Sind die Gewerkschaften obsolet geworden? Die effektiven Bruttoeinkommen stiegen hierzulande vergangenes Jahr nach Abzug der Inflation um 1,8 Prozent, wie das WSI-Tarifarchiv der Hans-Böckler-Stiftung am Donnerstag mit. Nominal betrug der Lohnzuwachs je Angestelltem 2,3 Prozent. Das ist lediglich 0,1 Prozent weniger als der Anstieg der tarifgebundenen Vergütungen. Im Schnitt 2,4 Prozent mehr schlugen die Gewerkschaften für die Angestellten raus. Bei einer Inflationsrate von 0,5 Prozent macht dies einen realen Tariflohnzuwachs von 1,9 Prozent.

»Die Tariflöhne haben nach wie vor noch eine Signalwirkung für die gesamte Wirtschaft«, sagt der Leiter des WSI-Tarifarchivs, Reinhard Bispinck, gegenüber »nd«. Mehr als die Hälfte der Beschäftigten würden hierzulande Tariflöhne erhalten. Die Abschlüsse, die die Gewerkschaften erzielten, hätten damit auch auf Löhne in nicht-tarifgebundenen Betrieben Einfluss.

Auch muss man laut Bispinck bei einem direkten Vergleich zwischen effektivem und Tarifeinkommen vorsichtig sein, weil bei ersterem die tatsächlich geleistete Arbeitszeit eine Rolle spielt. Komponenten wie geleistete Überstunden oder der Übergang von Teil- zu Vollzeitbeschäftigung können diese Zahl auch beeinflussen.

Letztlich ist »es den Gewerkschaften erneut gelungen, Tarifsteigerungen durchzusetzen, die deutlich oberhalb der laufenden Preissteigerungsrate lagen und die Beschäftigten auch am Produktivitätsfortschritt teilhaben ließen«, sagt Bsipinck. Am stärksten fielen die Tarifsteigerungen im Bereich Gartenbau, Land- und Forstwirtschaft mit nominal 3,5 Prozent aus, gefolgt vom Handel mit 2,9 Prozent. Für insgesamt 10,8 Millionen Beschäftigte schlossen DGB-Gewerkschaften 2017 einen neuen Tarifvertrag ab. spo

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