Köln: Nazi-Aufmarsch endet nach 500 Metern

Rechtsradikale müssen aufgrund von Blockaden hunderter Antifaschisten nach mehreren Stunden ihren Aufzug vorzeitig abbrechen

  • Sebastian Weiermann, Köln
  • Lesedauer: 3 Min.

Knapp 100 Neonazis haben sich am Samstagnachmittag in Köln eingefunden, um einen Aufmarsch durchzuführen. Die Polizei, das Wetter und Blockadeversuche ließen den Aufmarsch kläglich scheitern. Die Neonazis kamen 500 Meter weit, bis sie durchgefroren umkehren mussten.

In den Kölner Stadtteilen Deutz und Kalk wollten Neonazis der Gruppe »Köln für deutschen Sozialismus« am Samstag einen Aufmarsch veranstalten. Grund für den Aufmarsch waren die sexualisierten Übergriffe in der Silvesternacht 2015/2016. Die Rechten forderten »Keine Gewalt gegen Deutsche« und sahen in der Polizei und deren Präsidium Mitveranwortliche für die Taten am Kölner Hauptbahnhof.

Doch die Polizei hatte sich gut auf die Neonazis vorbereitet. Am Bahnhof in Deutz war ein Ausgang für sie reserviert, dahinter befanden sich Absperrgitter und ein Durchsuchungszelt. Diesmal gab es kein »racial profiling« in Köln sondern »racist profiling«. Eigentlich wollten die Rechten um 14 Uhr mit ihrem Aufmarsch beginnen, doch die Kontrollen der Teilnehmer zogen sich hin. Mit eineinhalb Stunden Verspätung ging es dann los. Der erste Redner, ein Neonazi aus dem niedersächsichen Adelebsen bei Göttingen, musste schnell sprechen, damit »der Kamerad seinen Zug zurück« erwische. Für seine eigentliche Botschaft brauchte er auch nur wenige Worte.

Die Menschen, die heute gegen die Rechten demonstrieren würden, fänden sich bald genug im Arbeitslager wieder. Das war die ganze Botschaft, die er zu vermitteln hatte. Danach wollten sich die Rechten auf ihren Weg in den migrantisch geprägten Stadtteil Kalk machen. Doch dort kamen sie nicht an. Nach wenigen Metern wurde ihre Demo zum ersten Mal angehalten, ein Neonazi hatte einen Hitlergruß gezeigt und wurde von der Polizei kontrolliert. Wieder ein paar Meter später, war für den nächsten Rechten der Aufmarsch beendet. Mit seiner Fahne hatte ein minderjähriger Teilnehmer einen Fotografen attackiert. Und so schafften es die Neonazis in knapp zwei Stunden nur 500 Meter zu marschieren.

Inzwischen war es dunkel geworden, die Polizei war damit beschäftigt, Blockadeversuche zu verhindern und erklärte den Rechten, dass sie nun umkehren müssten und zurück zum Bahnhof in Deutz laufen dürften. Das taten die Rechten dann auch und brauchten für den Rückweg nur zehn Minuten.

Eigentlich ein erfolgreicher Tag für die Polizei und hunderte Antifaschisten, die gegen die Neonazis protestierten. Bei der Abreise im Bahnhof kam es dann allerdings zu unschönen Szenen. Neonazis, die ja eigentlich zuvor durchsucht worden waren, zündeten Rauchbomben sowie Böller und attackierten Journalisten als auch Nazigegner. Die Polizei hatte alle Hände voll zu tun, um die Situation in den Griff zu bekommen.

Ob die Rechten ihre Ankündigung wahr machen und bald wieder in Köln auf die Straße gehen, bleibt indes fraglich. Die Rheinmetropole ist kein gutes Pflaster für sie und das trotz intensiver Werbung nur knapp 100 Rechte kamen, spricht für sich.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.