Ein Volk der Sammler und Trenner

In keinem Bundesland kommen so viele Haushaltsabfälle zusammen wie in Rheinland-Pfalz

  • Oliver von Riegen, Mainz
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Rheinland-Pfälzer sind bundesweit ganz vorn bei der Sammlung von Haushaltsabfällen. Mehr als eine halbe Tonne (524 Kilogramm) sammelte jeder Rheinland-Pfälzer und lag damit knapp vor Niedersachsen mit 521 Kilo und dem Saarland mit 495 Kilo. Am wenigsten Haushaltsabfälle kamen in Sachsen mit 323 Kilo zusammen. Das geht aus Daten des neuen Statistischen Jahrbuches hervor. Diese jüngsten Zahlen stammen von 2014.

Zu den Haushaltsabfällen zählen Hausmüll (Restmüll), Sperrmüll, Bioabfälle und Wertstoffe wie Papier, Plastik und Glas. Beim Haus- und Sperrmüll liegt Rheinland-Pfalz mit 185 Kilogramm pro Einwohner zwar im Mittelfeld der Länder, hier ist Hamburg an der Spitze mit 284 Kilo. Platz eins belegt Rheinland-Pfalz jedoch bei Wertstoffen mit 173 Kilo pro Einwohner und Rang zwei bei Biomüll mit 160 Kilo pro Einwohner nach Niedersachsen (163 Kilo pro Einwohner).

Der rheinland-pfälzische Umweltstaatssekretär Thomas Griese (Grüne) sieht mehrere Gründe für den Spitzenplatz. »Die Rheinland-Pfälzer sind besonders eifrig, was die getrennte Sammlung von Abfällen betrifft - und sie geben weniger Abfälle in die Restmülltonne oder zum Sperrmüll als der Bundesdurchschnitt«, unterstrich Griese. Seit Jahren weise Rheinland-Pfalz im Bundesvergleich sehr hohe Sammelmengen auf.

Dies geht nach Ansicht des Ministers darauf zurück, dass Rheinland-Pfalz ein Flächenland mit wenigen großstädtischen Strukturen ist, aber auch aus dem Konsumverhalten der Bewohner und aus den Entsorgungsangeboten der Kommunen, die sich am Nutzer orientierten. Das Statistische Landesamt in Bad Ems verweist darauf, dass die Länder beim Einsammeln von Müll sehr unterschiedlich organisiert sind. Das zeigt sich zum Beispiel daran, dass die ostdeutschen Länder im Durchschnitt geringere Abfallmengen als die westdeutschen und die Stadtstaaten geringere Müllmengen als die flächenmäßig größeren Länder haben.

Außerdem kann eine unterschiedliche hohe Zahl an Touristen nach Ansicht der Statistiker eine Rolle für Differenzen zwischen den Ländern ebenso spielen wie die US-Streitkräfte bei Kaiserslautern, die statistisch nicht als Einwohner gezählt werden. Innerhalb von Rheinland-Pfalz gibt es ebenfalls deutliche Unterschiede: So hat Frankenthal 2014 mit 583 Kilogramm je Einwohner die meisten Haushaltsabfälle gehabt, die Landeshauptstadt Mainz mit 415 Kilo je Einwohner die wenigsten. Bei den Kreisen liegt Kaiserslautern mit knapp 804 Kilo je Einwohner vorn, am wenigsten sammelte der Rhein-Pfalz-Kreis mit rund 442 Kilo je Einwohner.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Rheinland-Pfalz geht nicht davon aus, dass allein der große Eifer der Bürger beim Müllsammeln zählt: »Die Unterschiede zwischen den Ländern sind wohl eher auf verschiedene Systeme beim Einsammeln der Abfallfraktionen und beim Erfassen der Zahlen zurückzuführen«, teilte der Verband mit. Er fordert, dass die Politik in der Europäischen Union stärker auf Vermeidung und Wiederverwendung ausgerichtet wird. dpa/nd

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.