Starthilfe vom Land für Meister
Vielen Handwerksbetrieben fehlen fähige Nachfolger - Brandenburgs Wirtschaftsministerium setzt auf Förderung per »Meistergründungsprämie«
Werkzeug, ein gebrauchter Transporter und ein paar Büromöbel: Der kleine Meisterbetrieb von zwei Elektronikern in Senftenberg (Spree-Neiße) ist noch ganz jung. Seit Jahresbeginn arbeiten René Pabst und Thomas Krause am Aufbau ihrer Zwei-Mann-Firma, erste Kundenaufträge gibt es schon. Die Erstausstattung konnten sie sich auch deshalb leisten, weil sie bei der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) eine Prämie für die Gründung eines Meisterbetriebes im Handwerk bekommen haben. Wie andere Bundesländer bietet Brandenburg Förderprogramme an - auch für die Übernahme einer bestehenden Handwerksfirma. Das kommt nicht von ungefähr: In Deutschland suchen viele Firmen in den kommenden Jahren aus Altersgründen dringend Nachfolger.
Die beiden Meister sitzen in Arbeitskleidung in einem kleinen Büro und organisieren Termine. Vor einiger Zeit hatten sie sich für das Förderprogramm »Meistergründungsprämie« des Wirtschaftsministeriums in Potsdam angemeldet. Laut ILB gibt es pro Meister einen Zuschuss von bis zu 8700 Euro. Schaffen die beiden Männer Arbeitsplätze, gibt es sogar noch etwas obendrauf. Seit Einführung im Herbst 2015 wurden bis Ende 2016 in Brandenburg 110 Anträge gestellt. Das Wirtschaftsministerium wertet dies als Erfolg.
Wie wäre der Firmenstart verlaufen, wenn es die Prämie nicht geben würde? »Wir hätten unser Darlehen hochschrauben müssen«, sagt Elektroniker Pabst. »Und das gebrauchte Auto wäre älter und damit preiswerter gewesen«, ergänzt sein Kollege Krause. Das Geld strecken sie vor und reichen später die Rechnungen ein.
Sage und schreibe 180 000 Betriebe suchen nach Angaben des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) bis zum Jahr 2020 eine Nachfolge, in der Regel aus Altersgründen. Es drohe der Verlust von Wissen und wichtiger Infrastruktur gerade im ländlichen Raum, wenn die Firmen keinen Nachfolger finden. Die Suche gestalte sich häufig schwierig.
Experten gehen davon aus, dass mit den Zuschüssen und Prämien für Meister etwas gegengesteuert werden kann. Im Bereich der Handwerkskammer Cottbus zum Beispiel haben sich im zweiten Halbjahr 2016 22 Meister in die Selbstständigkeit begeben. Das Förderprogramm werde verstärkt in Anspruch genommen, heißt es. Zugleich gebe es Kritik am zu hohen bürokratische Aufwand für den Abruf der Mittel.
Mehrere Bundesländer setzen derzeit auf die Förderung von Meistern, wenn sie Firmen gründen. Der ZDH zählt neben Brandenburg auch Berlin, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen auf. In Mecklenburg-Vorpommern wurden ähnliche Instrumente entwickelt: Neben einer Meisterprämie, bei der ein Zuschuss von 7500 Euro bei einer Unternehmensnachfolge an Handwerks- und Industriemeister gezahlt wird, erhalten Meisterabsolventen das »Meister-Extra«, das 2017 von 1000 auf 2000 Euro erhöht wird. Im Thüringer Handwerk soll es 2017 erstmals eine Meisterprämie geben, bei der die besten Absolventen jedes Gewerks 1000 Euro als Einmalzahlung erhalten. In Sachsen-Anhalt ist die Unterstützung von Meistern bei der Existenzgründung ebenfalls geplant. Sachsen belohnt junge Meister seit 2016 mit einem Bonus in Höhe von 1000 Euro.
Eine Existenzgründungsprämie an den Meister zu binden, ist aus Sicht des ZDH sinnvoll, da Gründungen im Handwerk ohne Meisterqualifikation in der Vergangenheit häufiger scheiterten. Es gebe - vor allem seit 2004 mit der Aufhebung der Meisterpflicht für viele Gewerke und in den zulassungsfreien Handwerken - einen Trend zu Neugründungen mit geringer Lebensdauer. Der Verband führt das auch auf unzureichende Qualifikation der Gründer wegen fehlender Meisterprüfung zurück. dpa/nd
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