Podemos bleibt vereint auf Kurs
Mitglieder billigen Strategie einer Anti-Establishment-Partei
Madrid. Der Chef der spanischen Protestpartei Podemos, Pablo Iglesias, ist bei einem Parteitag in Madrid mit deutlicher Mehrheit im Amt bestätigt worden. Wie der Parteivertreter Pablo Echenique am Sonntag bekanntgab, stimmten mehr als 89 Prozent der 155 000 an der Wahl Beteiligten für Iglesias. Sein »Sparringspartner« Juan Moreno Yagüe, ein Abgeordneter aus Andalusien, kam auf 10,9 Prozent, sein parteiinterner Gegner Íñigo Errejón trat wie angekündigt nicht an.
Das Strategie-Programm von Pablo Iglesias wurde mit 56 Prozent ebenfalls deutlich unterstützt, das gemäßigtere Programm seines Stellvertreters Íñigo Errejón bekam 34 Prozent der Stimmen.
»Einheit, Einheit, Einheit«, riefen tausende Podemos-Anhänger den beiden Männern auf der Bühne zu, die sich lange umarmten. In den vergangenen Monaten hatten sich Iglesias und Errejón über die Ausrichtung der Partei heftig gestritten. »Einheit und Bescheidenheit bis zum Sieg«, rief Iglesias nun seinen Anhängern zu. Der zweitägige Podemos-Parteitag hatte am Samstag begonnen.
Zuletzt hatte Podemos unter anderem wegen des Streits in der Führung in der Krise gesteckt. Der Flügel um Iglesias tritt für mehr Mobilisierung auf der Straße ein und strebt enge Verbindungen zu sozialen Organisationen an. Der Strategie einer Anti-Establishment-Partei gaben die Parteianhänger nun ihre Unterstützung.
Die gemäßigtere Strömung um Fraktionssprecher Errejón setzt dagegen auf die Arbeit in den Institutionen. Errejón will das Image der Partei als Protestorganisation abschütteln und das Verhältnis zu den Sozialdemokraten verbessern. Ebenso wie eine dritte Strömung, die der Antikapitalisten, strebt Errejón anders als Iglesias zudem eine Dezentralisierung der Macht in der Partei an.
Die rund 460 000 Mitglieder durften zwischen 4. und 11. Februar auf der Podemos-Homepage abstimmen. Iglesias hatte für den Fall einer Pleite seinen Rücktritt angekündigt. Er setzte sich nun nicht nur bei der Generalsekretärswahl durch. Im Führungsrat der Podemos-Partei sitzen nach dem Votum vom Sonntag nun der Großteil der von Iglesias vorgeschlagenen Kandidaten, aber auch einige aus Errejóns Team - darunter er selbst. 37 Bewerber vom 62-köpfigen Parteivorstand stammen von Iglesias Liste, 23 von Errejón. Die Wahlbeteiligung unter den Mitgliedern lag bei hohen rund 34 Prozent.
Errejón akzeptierte seine Niederlage und bezeichnete das Resultat als Ausdruck von »Einheit und Pluralismus« und dass obwohl viele glaubten, dass Podemos stolpern und sich spalten würde, »hunderttausende Personen uns gesagt haben, dass wir gemeinsam und vereint innerhalb dieser politischen Formation agieren können.« Agenturen/nd
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