Höcke Seite an Seite mit Nazis in Dresden
Dokumentation belegt frühere Teilnahme des AfD-Politikers an rechtsradikalem Aufmarsch am 13. Februar 2010 in Dresden
Es ist nur ein kurze Szene. Wäre Björn Höcke inzwischen nicht der bekannte Thüringer AfD-Politiker, sein Gesicht wäre wohl Jahre später niemanden aufgefallen. Doch der Moment hat eine tiefere Bedeutung – belegt er, dass der völkische Nationalist schon länger keine Berührungsängste zu Neonazis hat. Für Höcke könnten jene alten Aufnahmen, die nun im Zuge des Gedenkens an die Bombardierung Dresden am 13. Februar 1945 aufgetaucht sind, weiteren Ärger bedeuten, zeigen sie den AfDler doch Seit an Seit mit strammen Rechtsradikalen.
Entstanden sind die Filmaufnahmen vor sieben Jahren im Rahmen der durch die Heinrich-Böll-Stiftung unterstützten Dokumentation »Come Together« der Regisseurin Barbara Lubich. Der Film erzählt, wie die sächsische Landeshauptstadt mit dem Gedenken an die Bombennacht umgeht und verschiedene gesellschaftliche Akteure um die Deutung darüber ringen. Er dreht sich aber auch um die Versuche, den jährlichen Aufmarsch von Neonazis zu verhindern, der für die europaweite rechtsradikale Szene vor sieben Jahren noch eine wesentlich höhere Bedeutung hatte als in der Gegenwart.
Nach etwa einer Stunde zeigt die Doku Aufnahmen, wie hunderte frustrierter Nazis auf dem Platz vor dem Dresdner Bahnhof in der Neustadt immer ungeduldiger werden, weil antifaschistische Proteste von mehr als 10.000 Menschen den Beginn des Aufmarsches verzögern, bis dieser schließlich von der Polizei aus Sicherheitsgründen ganz abgesagt wird. Für das Bündnis »Dresden Nazifrei« war es ein riesiger Erfolg, für die Junge Landsmannschaft Ostdeutschland (JLO) eine herbe Niederlage, konnten die Rechtsradikalen doch über viele Jahre hinweg zu Tausenden Europas größten Aufmarsch von Neonazis exerzieren.
Dort vor dem Neustädter Bahnhof steht auch einer, der heute von sich sagt, mit Nazis nichts zu tun zu haben. Doch die Bilder dokumentieren etwas anderes. Höcke wartete wie die anderen Rechten in der Kälte. Er trägt eine schwarze Mütze, dunklen Mantel und einen grauen Schal. Direkt hinter ihm hält eine weitere Person eine Flagge des Freistaates Thüringen in die Luft. Auf Nachfrage der »Sächsischen Zeitung« räumt die AfD Thüringen ein, Höcke habe »mit zwei Freunden an einer friedlichen Gedenkveranstaltung für die Opfer der Bombardierung Dresdens teilgenommen«. Harmlose Worte für eine Organisation wie die JLO, die im Bezug auf Februarnächte vom »Bombenholocaust« spricht und führenden NPD-Poltikerin als Karrieresprungbrett diente.
Höckes Teilnahme an dem rechtsradikalen Aufmarsch fällt in eine Zeit, als von der AfD noch keine Rede war. Doch der damalige hessische Gymnasiallehrer wandelte in rechten Gefilden. Ebenfalls mit in Dresden dabei war laut einem Bericht des »Störungsmelders« der neurechte Publizist und spätere Chefideologe Götz Kubitschek. Heute sind er und Höcke wichtige Verbündete, unterstützen sich gegenseitig bei Veranstaltungen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.