Der Mann zwischen den Linien
Thiago führt den FC Bayern zum Sieg gegen Arsenal
Jetzt spürt man immer mehr, warum Pep Guardiola dieses Fußballgenie mit der legendären Forderung »Thiago oder nix!« unbedingt nach München holen wollte. Mit seinem ersten Doppelpack in der Champions League, einer Torvorlage und als umsichtiger Gestalter im Mittelfeld, feierte Thiago Alcántara bei der 5:1-Gala des FC Bayern gegen Arsenal London auch persönlich einen ganz großen Abend. »Seine Leistung war wirklich gut. Es war perfekt«, lobte Trainer Carlo Ancelotti den Mann, der für ihn zu »den besten Mittelfeldspielern der Welt« zählt.
Der Nachfolger von Guardiola hat nach der Umstellung auf ein 4-2-3-1-System dort die perfekte Rolle für den 25-jährige Spanier gefunden. Thiago war im Achtelfinalhinspiel das unverzichtbare Bindeglied zwischen Defensive und Offensive, der Mann »zwischen den Linien«, wie Ancelotti sagte. »Wir brauchen ihn für seine Kreativität, seine Pässe«, sagte Teamkollege Arjen Robben.
Thiago Alcántara do Nascimento, der Sohn einer spanischen Volleyballspielerin und des brasilianischen Fußballweltmeisters Mazinho, stach aus dem erlesenen Ensemble um die ebenfalls brillanten Offensivstars Robert Lewandowski und Arjen Robben noch heraus. »Er ist ein entscheidender Faktor gewesen«, sagte Mats Hummels.
Endlich kann der im Sommer 2013 für rund 25 Millionen Euro vom FC Barcelona verpflichtete Thiago dauerhaft zeigen, wozu er im Stande ist. Allzu oft wurde der Lieblingsschüler Guardiolas, der Thiago immer wegen dessen Furchtlosigkeit auf dem Platz pries, von Verletzungen gestoppt. Kurioserweise kann er sein wahres Können erst zeigen, seitdem Guardiola weg ist. »Natürlich bin ich sehr glücklich«, sagte der Mittelfeldstar nach einem »leidenschaftlichen« Auftritt seines Teams. Dem Bruder von Barcelona-Profi Rafinha glückten beim 33. Auftritt in der Beletage des europäischen Klubfußballs die Treffer vier und fünf. »In der zweiten Halbzeit haben wir einfach überragend gespielt«, schwärmte Thiago.
In dem Spielsystem, das für Weltmeister Thomas Müller prädestiniert zu sein schien, hat der bayerische Freigeist gegen den spanischen Spielmacher aktuell das Nachsehen. Nach Festspielen wie dem gegen Arsenal gibt es auch keinen Grund für Ancelotti daran etwas zu ändern. »Wir haben kein Problem mit Thomas Müller. Eine Mannschaft braucht 18, 20 Spieler auf Topniveau«, sagte Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge.
Bankdrücker Müller hatte am Ende des Abends auch noch Grund zur Freude: Kurz nach seiner Einwechslung erzielte der 27-Jährige das 5:1 und sein drittes Königsklassentor in dieser Saison. »Ich glaube, dass er den Durchbruch geschafft hat«, sagte Ancelotti. »Die Geduld bei Thomas Müller wird sich auszahlen. Es ist wieder Licht im Tunnel«, pflichtete ihm Rummenigge bei. Der jubelnde Müller selbst dankte dem Vorbereiter seines Tores mit einer innigen Umarmung im Mittelkreis: Thiago hatte aus guter Position uneigennützig aufgelegt. dpa/nd
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