III.Weg in Würzburg

2500 Menschen gingen gegen Nazis auf die Straße

  • Hans-Gerd Öfinger
  • Lesedauer: 2 Min.

Gegen einen Aufmarsch der Neonazipartei »Der III. Weg« gingen am Sonnabend in Würzburg rund 2500 Menschen auf die Straße. Sie folgten einem Aufruf des Bündnisses »Würzburg lebt Respekt«, in dem sich ein breites Spektrum von Gewerkschaften, Parteien, kirchlichen und zivilen Organisationen zusammengeschlossen hat.

Der Zulauf zum Anti-Nazi-Protest übertraf bei Weitem die Erwartungen von Veranstaltern und der Polizei. Demgegenüber zählte der von einem massiven Polizeiaufgebot abgeschirmte Neonaziumzug durch die Innenstadt rund 160 Teilnehmer, die aus ganz Süddeutschland angereist waren.

»Diese Chaostruppe in Springerstiefeln steht in direkter Nachfolge des verbotenen faschistischen Netzwerks Freies Netz Süd und geht mit einer absurden Mischung aus faschistischer Ideologie und rassistischer Menschenverachtung hausieren«, erklärte die DGB-Jugendsekretärin Anna Kroll bei der Kundgebung unweit des Würzburger Hauptfriedhofs. »Wir werden nicht noch einmal zulassen, dass Ihr hier mit Eurer menschenverachtenden Ideologie unbehindert Euer Unwesen treibt.«

Kroll kritisierte, dass die Stadtspitze entgegen früherer Gepflogenheiten kein Verbot der Neonazidemo ausgesprochen habe. »Die Aussage, es gäbe keine rechtliche Handhabe, ist für uns nicht ausreichend. Manchmal muss man auch scheinbar aussichtslose Dinge tun, um ein Zeichen zu setzen und demokratiefeindliche Agitation so schwer wie möglich zu machen«, erklärte sie unter Beifall.

»Wir dürfen nie vergessen, was in dieser Stadt möglich gewesen ist«, rief der SPD-Landtagsabgeordnete und Würzburger Ex-OB Georg Rosenthal aus. »Auf diesem Platz wurden die jüdischen Bürger zusammengetrieben und über den Güterbahnhof in die Vernichtungslager transportiert.« Die von den Neonazis in den Mittelpunkt gerückte Bombennacht im März 1945, bei der das alte Würzburg weitgehend zerstört wurde, sei »nicht der Anfang, sondern das konsequente Ende von Krieg, Zerstörung und Verletzung von Menschenrechten durch das NS-Regime« gewesen.

Rosenthal erinnerte daran, dass schon 1970 Neonazis der »Aktion Widerstand« mit der Parole »Volksverräter an die Wand« gegen die »Ostpolitik« der damaligen Bundesregierung aus SPD und FDP durch Würzburg gezogen seien.

DGB-Sekretär Norbert Zirnsak freute sich über den »großartigen Zuspruch« der Antifaschisten und kritisierte das massive Polizeiaufgebot. »Ein unbeschreiblich übertriebener ›Sicherheitsapparat‹ ermöglicht den Aufzug einer ›Partei‹, die die Demokratie mit Füßen tritt. Die Stadtmitte ist demokratiefreie Zone und gleicht einem Hochsicherheitstrakt, Hubschrauber stören immer wieder die Reden«, so der Gewerkschafter. Sein Mitorganisator Stefan Lutz Simon bemängelte Polizeiübergriffe gegen Antifaschisten. Laut Polizeibericht kam es zum Einsatz von Pfefferspray und zur Festnahme von sieben Gegendemonstranten.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.