Studierende streiten für selbstverwalteten Raum

Nachdem die Entlassung von Holm zurückgenommen wurde, geht die Besetzung an der HU in die nächste Runde

  • Yves Bellinghausen
  • Lesedauer: 2 Min.

Obwohl die Besetzung von Räumen des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Humboldt-Universität seit Donnerstag offiziell beendet ist, hielten Studierende einen Raum auch am Montag weiterhin besetzt. Die Studierenden wollen diesen selbst verwalten. Die Universitätsleitung hat einen Strafantrag auf Hausfriedensbruch gestellt.

Bei den Studierenden, die den Raum besetzt halten, löst das Unverständnis aus: Die Situation sei paradox, heißt es in einer Pressemitteilung, die von den Studierenden herausgegeben wurde. »Wir beenden die Besetzung des Instituts und die Uni reagiert mit einer Strafanzeige. Es ist vollkommen schleierhaft, warum das Präsidium nach einem Ende des Konflikts diesen weiter befeuert und die Situation eskaliert.«

Auf Nachfrage von »nd« erklärte die Protestierenden-Vertreterin Camilla, die eigentlich anders heißt, man wisse noch nicht genau, was mit dem Raum gemacht werden soll. Diskutiert würde aber, ihn für Stadtinitiativen und MieterInnen zu verwenden, die Probleme mit ihren VermieterInnen hätten. »Wir wollen so Theorie und Praxis verbinden«, sagt Camilla.

In einer Pressemitteilung argumentieren die Studierenden, dass man wegen der Semesterferien den Raum im Moment ohnehin nicht brauche. Für das kommende Semester habe die Universität dann genug Zeit, die Lehrveranstaltungen, die in Raum 004 stattfinden, in andere Räume zu verlegen. Das sei »definitiv möglich«, heißt es seitens der Studierenden. Bis Redaktionsschluss standen die Pressevertreter der Humboldt-Universität für Nachfragen zu den Vorwürfen der Studierenden nicht zur Verfügung.

Für Camilla ist die ablehnende Haltung der Universität ein Beweis dafür, dass politische Aktionen an der Universität unerwünscht seien.

Die Besetzung des Instituts hatte bereits am 18. Januar begonnen. An dem Tag hatte die Universitätsleitung die Entlassung des Stadtsoziologen Andrej Holm angekündigt. Das wollten die vornehmlich studentischen BesetzerInnen um die Initiative »Holm bleibt« verhindern.

Am 11. Februar hatte die Universität die Kündigung Holms zurückgezogen, nachdem dieser sich zu falschen Angaben in seinem Personalfragebogen bekannt hatte. Seine UnterstützerInnen hielten zunächst an der Besetzung fest und forderten kritische Lehre am Institut und mehr Mitbestimmung an der Universität.

Am vergangenen Donnerstag dann verkündete die Initiative »Holm bleibt«, dass die Besetzung beendet sei. Man behalte sich allerdings vor, die Besetzung von Neuem zu starten.

Die Forderungen der Besetzer waren im Institut selbst nicht unumstritten. Sowohl Studierende als auch Dozenten unterstützten diese zum Teil, anderen waren die Forderungen zu intransparent.

Camilla sagt, in den vergangenen Wochen habe man vorgelebt, wie selbstverwaltetes Leben möglich sei.

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