Rot-Rot-Grün lockt mit dem Beamtenstatus

Wie Thüringen künftig mehr Lehrer ans Land binden will

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Erfurt. Thüringen soll für neue Lehrer interessanter werden - das rot-rot-grüne Kabinett machte am Dienstag nach monatelanger Diskussion den Weg für die Verbeamtung von Lehrern frei. Demnach erhalten Lehrer mit Beginn des neuen Schuljahres im Sommer den Beamtenstatus, wenn sie dies wollen. Laut Ministerium sollen künftig nicht nur neu eingestellte Lehrer verbeamtet werden können, sondern auch alle anderen Lehrer, die nicht älter als 47 Jahre sind. In Thüringen darf nur dann der Beamtenstatus verliehen werden, wenn zu erwarten ist, dass der Betroffene 20 weitere Jahre im Staatsdienst bleibt.

Landesweit arbeiten nach Angaben des Ministeriums mehr als 17 300 Lehrer. Davon seien 3332 zwischen 23 und 47 Jahre alt und kämen somit für eine Verbeamtung infrage. Das Bildungsministerium hofft, dass sich mit diesem Schritt auch künftig genügend Lehrer auf offene Stellen bewerben. Viele andere Bundesländer verbeamten ihre Lehrer bereits.

Der Thüringer Lehrerverband sprach von einem Meilenstein. »Heute ist ein wichtiges Signal gesetzt worden. Thüringen ist nicht länger eine Insel«, erklärte der Landesvorsitzende Rolf Busch. Sorge bereite ihm jedoch der eng gestrickte Zeitplan. Für die Verbeamtung zum 1. August blieben nur wenige Monate. Deshalb will der Verband von kommender Woche an Informationsveranstaltungen organisieren.

Der Thüringer Beamtenbund nannte die Entscheidung einen »richtigen Schritt für die Zukunft des Thüringer Bildungswesens«. Mit dem längst überfälligen Beschluss werde ein Schritt hin zu bundesdeutscher Normalität vollzogen. Die CDU im Landtag begrüßte zwar die Entscheidung im Grundsatz. Diese greife aber zu kurz, sagte der Bildungsexperte Christian Tischner. Nach seiner Vorstellung sollte es darüber hinaus eine Einstellungsgarantie für Lehramtsstudenten in Mangelfächern sowie für angehende Lehrer an Regel- und Berufsschulen nach erfolgreicher zweiter Staatsprüfung geben.

Damit Thüringen künftig mehr Landesbedienstete verbeamten kann, gibt es ein neues Finanzierungsmodell. Statt eines Vorsorgefonds, wie er in vielen Bundesländern existiere, sollen für jeden neu eingestellten Beamten jährlich 5500 Euro aus dem Landeshaushalt in die Schuldentilgung gesteckt werden. Das Kabinett billigte ebenfalls am Dienstag einen entsprechenden Gesetzentwurf von Finanzministerin Heike Taubert (SPD). »Das Nachhaltigkeitsmodell ist bundesweit einmalig«, erklärte sie.

Zugleich sollen mehr Lehrer fest eingestellt werden. Im nächsten Jahr könnten 900 Stellen besetzt werden und im Jahr darauf weitere rund 650, kündigte Bildungsstaatssekretärin Gabi Ohler an. »Das Land wird zudem 300 bislang befristeten Lehrern die Entfristung auf frei werdenden Stellen bereits 2018 anbieten.« Thüringen stellt bislang gemäß dem rot-rot-grünen Koalitionsvertrag jedes Jahr 500 neue Lehrer unbefristet ein. Mit der Aufstockung soll den Angaben nach der Unterrichtsausfall an Schulen verringert werden. Zudem soll jeder in Ruhestand gehende Lehrer ersetzt werden - jedenfalls in den allermeisten Fällen. dpa/nd

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