Zehn Tage Skispringen am Stück

In Oslo hat am Freitag eine neue norwegische Vierschanzentournee begonnen, Andreas Wellinger ist auch nach der WM noch ziemlich motiviert

  • Erik Roos, Oslo
  • Lesedauer: 2 Min.

Andreas Wellinger spürt die WM in Lahti noch immer in seinen Knochen, der größte Stress steht ihm jedoch erst bevor. »Das werden zehn sehr, sehr anstrengende Tage«, sagte der 21-Jährige vor dem Auftakt der neuen Skisprungserie Raw Air (raue Luft), einer Art Vierschanzentournee in Norwegen, die am Freitagabend begann. Die Tour ist noch härter als das Original - ohne einen einzigen Ruhetag.

Von der »extremsten Skisprungserie der Welt« spricht auch Koordinator Arne Abraten. Bis zum 19. März finden in Oslo, Lillehammer, Trondheim und Vikersund in nur zehn Tagen sechs Weltcupspringen statt. Das Besondere: Auch die Ergebnisse der Qualifikation fließen in die Gesamtwertung ein, bis zum Finale auf Vikersunds »Monsterbakken« geht es somit jeden Tag um Punkte.

»Das wird eine echte Herausforderung. Mal schauen, wer sein Niveau über zehn Tage hochhalten und insgesamt 16 Sprünge auf einem Topniveau machen kann«, sagt Wellinger. Der zweifache Vizeweltmeister von Lahti gilt neben dem bei der WM nicht zu schlagenden Österreicher Stefan Kraft als Topfavorit auf die 60 000 Euro für den Gesamtsieg. Zum Vergleich: Bei der »echten« Vierschanzentournee erhält der Gewinner 18 600 Euro.

Insgesamt scheuen die Raw-Air-Macher aber jeden Vergleich mit der seit 1953 bestehenden Serie rund um den Jahreswechsel. »Raw Air wird keine Kopie der Tournee. Wir möchten und werden nicht in Konkurrenz zur großartigen Vierschanzentournee treten«, sagte Manager Abraten schon im vergangenen Sommer, als der Internationale Skiverband FIS grünes Licht für das neue Konzept gegeben hatte.

Im Skisprungzirkus stieß die Idee größtenteils auf Wohlwollen. »Da hat sich jemand was überlegt, und das finde ich gut«, sagt Bundestrainer Werner Schuster und hofft auf eine Signalwirkung: »Vielleicht werden andere Veranstalter aufgerüttelt, egal, ob die Tournee oder andere, und sehen: Hey, die machen was draus.« Zwei, drei Highlights im Winter seien besser als »immer nur Weltcup, Weltcup, Weltcup«.

Größter Raw-Air-Gewinner werde am Ende ohnehin das Skispringen sein, glaubt Schuster. »Ich habe vergangenen Sommer Olympia geschaut. Da waren Sportler bei, die trainieren vier Jahre, damit sie einmal eine Stunde ins Fernsehen kommen. Das sind arme Schweine«, sagte der Österreicher: »Wenn es für uns die Möglichkeit gibt, die Leute in den Fokus zu rücken, dann nehmen wir das auch in Kauf. Ich sehe das in der Summe positiv.«

Das gelte auch für seinen Vorflieger Wellinger, auch wenn der Bayer den WM-Stress noch immer spürt. »Er hat am Ende ein bisschen Knieschmerzen bekommen, er hat viele weite Sprünge gemacht«, sagt Schuster: »Hoffentlich wird die Raw Air also nicht zu rau.« SID/nd

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