»Schmarotzer«-Protest

Widerstand in Belarus gegen Dekret des Präsidenten

  • Lesedauer: 2 Min.

Minsk. Wegen ihres Protestes gegen eine Sondersteuer für »Sozialschmarotzer« wurden in Belarus mehr als 50 Menschen verhaftet. Das berichtet am Donnerstag das belarussische Internetportal BELAPAN unter Berufung auf die Menschenrechtsorganisation »Wiasna«. Einige Personen seien nach wenigen Stunden freigelassen worden, gegen die meisten liefen Ermittlungen wegen Rechtsverletzungen. In der Hauptstadt Minsk sowie in den Städten Grodno und Mogilew sei es am Vortag erneut zu Protesten gegen das »Dekret Nr. 3« des Präsidenten gekommen, an denen mehr als 4000 Menschen teilgenommen hätten.

Bereits Mitte Februar hatten rund 2000 Menschen in Belarus gegen die Sondersteuer für »Wenigarbeiter« protestiert, berichtete AFP. Bei der größten Demonstration seit 2010 wurde auch der Rücktritt des seit 1994 autoritär regierenden Präsidenten Alexander Lukaschenko gefordert. Dieser hatte per Dekret verfügt, dass Menschen, die weniger als 183 Tage im Jahr arbeiten, eine Steuer von umgerechnet 189 Euro zahlen müssen. Damit solle »Sozialparasitentum« verhindert werden, sagte Lukaschenko. In Sowjetzeiten war »Parasitentum« ein Straftatbestand, mit dem Dissidenten abgeurteilt wurden. Lukaschenko hatte vergangene Woche erklärt, das Dekret solle überarbeitet werden.

Wegen der Teilnahme an Protestkundgebungen gegen die Regierung hat ein Gericht bereits Haft- oder Geldstrafen gegen mehrere Angeklagte verhängt. Der Journalist Viktor Andrejew und der Oppositionspolitiker Pawel Sewerinets seien zu 15 Tagen Gefängnis verurteilt worden, teilte »Wiasna« zu Wochenbeginn mit. Nach einer Demonstration am Sonntag in Orscha seien 18 Journalisten und Blogger in Gewahrsam genommen worden. kjh

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.