Kritik ist notwendig
Jürgen Amendt findet, dass sich dieses Land ökonomisch unproduktive Studienfächer leisten können muss
Die Zahl der Studiengänge an hiesigen Hochschulen und Universitäten erreicht Dimensionen, die man sich noch vor 20 Jahren kaum vorstellen konnte: Mehr als 18 000 Fächer können mittlerweile studiert werden. Darunter sind Fächer wie Tourismusmanagement oder Energieeffizientes Gebäudedesign. Mit einem wissenschaftsbasierten, an Erkenntnis orientierten Bildungsbegriff haben diese Studiengänge nichts mehr gemein; die Universitäten und Hochschulen in Deutschland sind längst zu einem Zweig des auf unmittelbare Verwertbarkeit orientierten beruflichen Ausbildungssystems geworden. Damit verdienen die akademischen Ausbildungsstätten mittlerweile auch gutes Geld, denn viele der Studienangebote sind Weiterbildungs- und Fortbildungsstudiengänge, für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bezahlen müssen. Aber auch in den sogenannten grundständigen, kostenfreien Studiengängen arbeiten Hochschulen und Universitäten vielfach mit außeruniversitären, privaten Geldgebern zusammen.
Auf der anderen Seite wird gerade dort gekürzt, wo die Wurzel der universitären Bildung liegt: in den Geisteswissenschaften, in den Bereichen, in denen es eben nicht um unmittelbare ökonomische Verwertbarkeit geht, sondern Gesellschaftskritik betrieben wird. Es wäre im Sinne einer politischen und geistigen Produktivität, wenn sich deutsche Universitäten und Hochschulen auch diese ökonomisch unproduktiven Fächer weiter leisten würden.
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