Sekt an der Ausnüchterungszelle serviert

Ehemalige Landwirtschaftsschule in Oranienburg zum Polizeiquartier umgebaut

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Combo des Landespolizeiorchesters spielt am Montag in Oranienburg den Schlager »Guten Morgen Sonnenschein«. Für Bernd Halle, Chef der Polizeidirektion Nord, ist es ein »guter Tag«. Der »beste Tag« aber werde erst noch kommen, sagt er. Wenn die Kollegen der Inspektion mit Kriminalisten und Wasserschutzpolizisten in ihr neues Domizil an der Germendorfer Allee einziehen.

Bislang sind sie noch an der Berliner Straße untergebracht, wo Bernd Halle vor 43 Jahren seine Karriere als Volkspolizist begann. Dort regne es inzwischen durch, erzählt er. Der Umzug soll in zwei Wochen bewerkstelligt sein. 400 Beamte erhalten moderne Büros. Zur Ausstattung gehören Waffenschränke und mehrere Zellen, darunter eine zur Ausnüchterung mit einer Toilette auf Fußbodenniveau.

In drei Jahren Bauzeit ließ der Landkreis Oberhavel den alten Luisenhof herrichten. Zehn Millionen Euro hat das gekostet. Nach Ansicht von Landrat Ludger Weskamp (SPD) handelt es sich um gut investiertes Geld, denn so konnten das denkmalgeschützte Ensemble erhalten und bessere Arbeitsbedingungen geschaffen werden. Es wird Sekt gereicht. Der Landrat übergibt den Schlüssel. Dabei frotzelt er: Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) habe, als er noch selbst Landrat war, seinen damaligen Dezernenten Weskamp gerügt, mit dem Land eine zu geringe Miete für den Luisenhof ausgehandelt zu haben. Heute überlegt Schröter kurz, ob die 50 Cent Wagnisaufschlag pro Quadratmeter angemessen sind, bestätigt aber, dass die Baumaßnahme kein Klacks gewesen sei.

Für zunächst mindestens 20 Jahre mietet das Land den Luisenhof für die Polizei. Es gibt eine Option auf Verlängerung dieses Vertrags. Das Vorgehen ist ungewöhnlich, denn normalerweise errichtet oder saniert der Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen die benötigten Immobilien selbst. Doch eine Prüfung habe ergeben, dass die jetzige Variante die wirtschaftlichste sei, erinnert Finanzstaatssekretärin Daniela Trochowski.

Die Rede ist von einer öffentlich-öffentlichen Partnerschaft statt der umstrittenen privat-öffentlichen, bei der ein Unternehmen etwaige, meist satte Gewinne einstreicht. Im vorliegenden Fall profitiert aber so oder so der Staat, sei es nun das Land oder der Landkreis. Auch eine Polizeiinspektion in Strausberg ist nach einem ähnlichen Modell entstanden und vor drei Wochen eingeweiht worden.

Carl Ludwig Pape hatte den Luisenhof 1820 als Gut anlegen lassen und benannte ihn nach seiner bereits als Kind verstorbenen Tochter. Der Hof diente im Laufe der Zeit vielen Zwecken, war mal Erholungsheim, sehr lange eine Landwirtschaftsschule und nach der Wende auch Oberstufenzentrum. Zuletzt nutzte ihn der Kreissportbund.

Während fast zeitgleich am anderen Ende von Oranienburg der Jahrestag der Befreiung des KZ-Außenlagers Klinkerwerk gefeiert wird, erinnert Staatssekretärin Trochowski daran, dass in der Nazizeit 20 französische Kriegsgefangene auf dem Gelände untergebracht waren und Zwangsarbeit leisten mussten. »Das gehört zur Geschichte des Luisenhofs dazu«, betont sie.

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