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Sechs Lolas für »Toni Erdmann«

Deutscher Filmpreis

  • Elke Vogel
  • Lesedauer: 3 Min.

Am Ende ist es ein haushoher Sieg für Maren Ade und ihren »Toni Erdmann«. Die inzwischen in aller Welt spektakulär erfolgreiche, oscarnominierte Tragikomödie der 40-jährigen Regisseurin wird in ihrem Heimatland mit dem wichtigsten Filmpreis geehrt. Gleich sechs Lolas holte das Vater-Tochter-Drama am vergangenen Freitagabend bei der Verleihung des 67. Deutschen Filmpreises in Berlin. Neben dem Hauptpreis für den besten Spielfilm gewann Ade mit dem Vater-Tochter-Drama fünf weitere Trophäen: Die Hauptdarsteller Sandra Hüller als toughe Managerin und Peter Simonischek als ihr Alt-68er-Vater nahmen Lolas für die beste schauspielerische Leistung entgegen. Auch in den Kategorien Regie, Drehbuch und Schnitt gewann die Geschichte über die strenge Tochter und den skurrilen Papa, der sich samt Kunstgebiss gerne mal als fiktiver Querulant Toni Erdmann verkleidet. Die mit acht Nominierungen als Favorit ins Rennen gegangene Holocaustforscher-Komödie »Die Blumen von gestern« (Regie: Chris Kraus) mit einem starken Lars Eidinger gewann am Ende überraschend keine einzige Auszeichnung.

Der Film »Toni Erdmann«, der seinen Siegeszug im vergangenen Jahr in Cannes startete, wurde inzwischen in mehr als 150 Länder weltweit verkauft. In den deutschsprachigen Ländern sahen eine Million Menschen den Film im Kino. Obwohl er beim Filmfest in Cannes trotz Favoritenrolle ebenso leer ausging wie bei der Oscar-Verleihung, heimste Ades Film international bereits zahlreiche Preise ein - darunter auch den Europäischen Filmpreis. »Ich hoffe, dass der Erfolg von «Toni» eine Ermutigung ist, noch mehr an das Kino zu glauben«, sagte Ade mit Blick auf das Autorenkino. »Ich hatte alle Freiheiten bei dem Projekt, vieles auszuprobieren.« Dies wünsche sie auch anderen Filmemachern. Und: »Lasst uns solche Wettbewerbe auch nicht zu ernst nehmen.«

In der Königsklasse hatten die Frauen einen starken Auftritt: Die Silber-Lola in der Spielfilm-Sparte ging an das Abtreibungsdrama »24 Wochen« von Anne Zohra Berrached, die Bronze-Lola holte Nicolette Krebitz mit ihrem Wolfs-Film »Wild«. Als beste Nebendarsteller wurden Fritzi Haberlandt für »Nebel im August« und der Österreicher Georg Friedrich für »Wild« geehrt. »Was für ein Jahr!«, rief Friedrich, der im Februar bei der Berlinale für »Helle Nächte« bereits den Darsteller-Bären bekommen hatte.

Politische Töne schlug bei der Gala im Palais am Funkturm die Präsidentin der Deutschen Filmakademie, Schauspielerin Iris Berben, an. Sie rief die Filmschaffenden auf, Haltung zu zeigen. »Wir haben etwas zu verteidigen«, sagte Berben. Es gehe um Demokratie, ein gemeinsames Europa und »unsere Freiheit«. Rechtspopulisten dürften keinen Platz bekommen.

Überwältigt von der Auszeichnung für ihr Lebenswerk war die 79-jährige Schnittmeisterin Monika Schindler (»Freier Fall«, »Nachtgestalten«). »Leute, Leute, bitte setzt euch hin«, rief sie in den Saal, wo sich die Zuschauer zum Applaus erhoben hatten.

Bei der von Schauspielerin Jasmin Tabatabai moderierten Gala verkniffen sich die meisten Präsentatoren laue Witzchen und zogen damit wohl auch die Lehre aus anderen, teils missglückten TV-Preisverleihungen. dpa/nd

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