Mit erdrückender Dominanz zum ersten Meistertitel

Sportlich und wirtschaftlich ist die SG BBM Bietigheim hierzulande konkurrenzlos. Jetzt wollen die badischen Handballerinnen Europa erobern

  • Angela Bern, Leverkusen
  • Lesedauer: 3 Min.

Die erste deutsche Meisterschaft für Bietigheims Handballerinnen war nur eine Frage der Zeit. »Es ist das mit Abstand beste deutsche Team«, sagt Herbert Müller, Trainer des nach sechs Jahren entthronten Thüringer HC: »Sie hätten schon 2016 Meister werden müssen, aber da sind sie noch an ihrer Überheblichkeit gescheitert.« 2017 klappte es: Mit dem 28:24 bei Bayer Leverkusen machte die SG BBM Bietigheim am Mittwochabend den ersten Titel der Klubgeschichte klar.

Dass es dennoch nicht der Beginn einer Ära Bietigheim ist, darüber sind sich die Experten ziemlich einig. Zu abhängig, so heißt es, sei der gesamte Verein von seinem Hauptsponsor Olymp, der die Frauenabteilung mit einem siebenstelligen Etat ausgestattet hat und diesen für die kommende Saison angeblich auf drei Millionen Euro aufstockt. Eberhard Bezner, der 82 Jahre alte Sohn des Olymp-Firmengründers Eugen Bezner, investiert gerne und viel in den Sport. Sein eigener Sohn Mark, Geschäftsführer des Unternehmens, hat aber schon mehrfach durchblicken lassen, dass seine Interessen woanders liegen.

Zunächst aber darf man sich in Bietigheim noch über die Erfolge seiner »Europa-Auswahl« freuen. Gespickt mit nationalen und internationalen Stars, fegte das Team wie ein Orkan durch die Saison und schickt sich nun auch an, Europa zu erobern. Am 7. und 13. Mai geht es im Finale des EHF-Pokals gegen das russische Spitzenteam Rostow/Don. »Gegen die gewinnen wir eines von zehn Spielen«, meint Bietigheims Trainer Martin Albertsen: »Aber vielleicht gelingt uns dieser eine Sieg ja gerade jetzt zur rechten Zeit.«

Und dann gibt es am letzten Mai-Wochenende auch noch das Final Four um den DHB-Pokal - in eigener Halle. Eberhard Bezner hat das Turnier mit viel Geld nach Bietigheim geholt. Dort wollen die Gastgeberinnen im Wettstreit mit dem Thüringer HC, der TuS Metzingen und dem Buxtehuder SV den Deckel auf die Saison machen - was ihnen nach Meinung von Herbert Müller auch gelingen wird: »Sie haben national keine Konkurrenz.«

Damit das zumindest auch im kommenden Jahr so bleibt, hat Bezner wieder tief in die Schatulle gegriffen. Neben Stars wie der gleichermaßen genialen wie unberechenbaren Tormaschine Susann Müller, den deutschen Nationalspielerinnen Kim Naidzinavicius und Luisa Schulze oder den niederländischen EM-Zweiten Tess Wester, Angela Malestein und Maura Visser wird künftig die polnische Weltklassespielerin Karolina Kudlacz-Gloc vom HC Leipzig den Rückraum verstärken. »Sie spielen in einer ganz eigenen Liga«, sagt Herbert Müller, »finanziell kann da kein Verein mithalten. Sie kaufen jede Spielerin, die sie haben wollen.«

In den Finals um den EHF-Cup darf sich Bietigheim in den nächsten Tagen ausnahmsweise der Unterstützung der gesamten Liga sicher sein. »Eine deutsche Mannschaft in einem europäischen Finale ist im WM-Jahr gut und wichtig für den deutschen Frauenhandball«, sagt Leverkusens Trainerin Renate Wolf. Herbert Müller hält es sogar für möglich, dass Bietigheim demnächst in der Champions League ganz vorne mitmischen kann: »Dafür muss natürlich alles passen.« Bisher zumindest tut es das ja auch noch. SID/nd

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