Funde und eine Botschaft

»Hohes Meldeaufkommen« zu Wehrmachtsandenken bei der Bundeswehr

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Nach dem Fund von Wehrmachtsandenken in mehreren Bundeswehr-Kasernen hat sich die Sensibilität für Verstöße dieser Art in der Truppe nach Ansicht des Verteidigungsministeriums erhöht. »Wir spüren ein höheres Meldeaufkommen als in der Normalität«, sagte ein Sprecher des Ministeriums am Montag in Berlin. Das sage zwar nichts über die Qualität der Meldungen zu Wehrmachtsandenken aus, aber darüber, wie Vorgesetzte und Mitarbeiter solche Dinge wahrnehmen und darauf achten würden.

Im Kampf gegen rechtsextremistische Umtriebe lässt die Bundeswehr derzeit deutschlandweit alle Kasernen nach Andenken an die Wehrmacht durchsuchen. Die interne Razzia ist eine Folge der Affäre um den rechtsextremen Bundeswehroffizier Franco A., der sich als syrischer Flüchtling ausgegeben hatte und womöglich einen Anschlag plante.

»Wir kratzen da im Augenblick erstmal noch an der Oberfläche«, sagte LINKE-Chef Bernd Riexinger. »Die LINKE hat bereits mehrfach zu diesem Thema Anfragen an den Bundestag gestellt und vor diesem Phänomen gewarnt, ohne Gehör zu finden.« Die Führungsebene scheine »tatenlos zuzusehen, wenn sich beispielsweise Soldaten in Wehrmachtsgedenkräumen zusammenrotten.« Riexinger forderte einen Demokratieführerschein für Soldaten, der Vergangenheitsbewältigung und politische Bildung einschließe.

Nach dem Fund von Wehrmachtsandenken in der Bundeswehrkaserne im baden-württembergischen Donaueschingen haben Unbekannte das Gebäude mit dem Spruch »Nazis raus« beschmiert, sagte ein Polizeisprecher am Montag. Der Schriftzug war demnach in der Nacht zum Sonntag an drei Mauerpfeiler des Außenzauns gesprüht worden.

»Der Vorfall hängt sicherlich mit den aktuellen Geschehnissen zusammen«, sagte der Sprecher. In der Affäre um rechtsextremistische Umtriebe unter Bundeswehrsoldaten hatten Ermittler auch in der Donaueschinger Kaserne Wehrmachts-Devotionalien entdeckt. Dort waren beim Jägerbataillon 292 in der Fürstenberg-Kaserne unter anderem Wehrmachtsstahlhelme in einer Vitrine ausgestellt. dpa/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!