Es wird nur noch schwieriger

Das deutsche Eishockeyteam verliert bei der Niederlage gegen Russland zwei Spieler, und die Verstärkung aus Amerika lässt noch auf sich warten

  • Carsten Lappe und Kristina Puck, Köln
  • Lesedauer: 3 Min.

An Krücken humpelte Tobias Rieder vor dem WM-Schlüsselspiel in die Kölner Arena, mit einem Stuhl schoben seine Teamkollegen den trotz allem lachenden Torjäger dann sogar aufs Eis. Für das Mannschaftsfoto mussten Deutschlands arg geschwächte Eishockeyspieler gute Miene zum bösen Spiel machen. »Ich darf noch mit rauf. Ich finde es schön, dass mich die Mannschaft noch unterstützt«, sagte der Stürmer, der in der NHL für Arizona spielt, als er frustriert sein WM-Aus verkündete - einen Tag vor der wichtigen vierten Vorrundenpartie bei der Heim-WM an diesem Mittwochabend gegen die Slowakei.

Deutschlands aktuell bester Stürmer im Kader hatte sich am Montag beim 3:6 gegen Rekordweltmeister Russland die Syndesmose im rechten Fuß gerissen. Wie schon 2016 ist das Turnier für Rieder damit vorzeitig beendet. Die Schmerzen seien auszuhalten, »aber es ist natürlich trotzdem irgendwie scheiße«, sagte Rieder, der von einer vier- bis sechswöchigen Pause ausgeht.

Auf die Stimmung drückte nach der zweiten Niederlage im dritten Spiel zudem die Sperre von Patrick Hager nach dessen dummer Matchstrafe wegen einer unüberlegten Attacke. »Er weiß selbst, dass das nicht gut war«, schimpfte Bundestrainer Marco Sturm auch am Tag nach dem Auftritt gegen die »Sbornaja«. Leichte Zweifel an seiner Deutung waren aber angebracht. Denn wirklich einsichtig zeigte sich Hager nicht: »Wir müssen schauen, dass wir das nicht überthematisieren. Wir müssen uns jetzt auf die Slowaken konzentrieren und nicht das Thema heißer kochen, als es ist.«

Ohne die beiden bislang überzeugendsten Stürmer muss Deutschland gegen die Slowakei möglichst gewinnen, um die gute Viertelfinalchance zu erhalten. »Es wird jetzt umso schwerer, die anderen Nationen zu schlagen«, sagte Sturm. Das klingt paradox, da seine Mannschaft nach dem schweren Auftaktprogramm nun auf leichtere Gegner trifft - sich aber eben selbst dezimiert hat. Obwohl Deutschland durch das überraschende 2:1 gegen die USA mit drei Punkten deutlich besser dasteht, als vor der WM gedacht, ist die Stimmung mies. Die Niederlagen gegen Schweden (2:7) und Russland, zusammen mit den Ausfällen zweier Schlüsselspieler, schwächten das Selbstvertrauen. »Wenn man zweimal hoch verliert, muss man das erst mal verkraften. Wir müssen jetzt den Reset-Knopf drücken«, sagte Kapitän Christian Ehrhoff, und Trainer Sturm klagte im Hinblick auf die angespannte Personalsituation: »Jetzt wird es langsam eng.«

Ob der Bundestrainer den Kader im Angriff nun mit dem bislang noch nicht gemeldeten Mannheimer David Wolf auffüllt oder weiter auf Verstärkung aus der NHL wartet, ließ er noch offen. Die zweite Playoff-Runde in der nordamerikanischen Profiliga dauert länger als gehofft. Erst in der Nacht auf Donnerstag ist die Saison für zwei weitere Nationalspieler beendet. »Das dauert dann noch drei bis vier Tage, bis sie hier sind«, sagte Sturm. Wohl erst zum letzten Vorrundenspiel gegen Lettland am 16. Mai wären die jeweils gegeneinander spielenden Leon Draisaitl oder Korbinian Holzer sowie Philipp Grubauer oder Tom Kühnhackl mit dabei.

Wie immer bemühte sich Sturm, die Probleme einfach wegzulächeln. »Wir sind guter Dinge, dass morgen wieder die Sonne scheint«, sagte der 38-Jährige mit einem breiten Grinsen. Dafür muss die Mannschaft nun weiterhin so viel Moral zeigen wie im Spiel gegen Russland, als Deutschland nach dem 0:5 zumindest noch ein Debakel verhinderte. »Wir haben einen guten Charakter in der Mannschaft, das müssen wir jetzt beweisen«, sagte Ehrhoff. Sturm setzt nach den Rückschlägen durch die Ausfälle von Hager und Rieder gar auf einen positiven Effekt. »Vielleicht rückt die Mannschaft wieder enger zusammen.« dpa/nd

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