Nun soll das Dutzend her

Für Real Madrid zählt in der Champions League nach dem Sieg über den Stadtrivalen Atlético nur noch der Rekordtitel Nummer zwölf

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Madrid. Toni Kroos und seine königlichen Kollegen tanzten nach der »Schlacht von Madrid« ausgelassen im strömenden Regen, die Botschaft für das Spiel der Spiele prangte überdimensional auf den durchnässten T-Shirts. »A por la 12!«, »Auf zu Titel Nummer 12!« - es fehlt nur noch ein einziger Sieg.

Real Madrid ist ganz dicht am zwölften Triumph in der europäischen Fußball-Königsklasse dran, der in doppelter Hinsicht historisch wäre. Zum einen, weil der eigene Rekord verbessert würde, zum anderen, weil bislang noch keiner Mannschaft in der Champions League eine erfolgreiche Titelverteidigung gelungen ist, seit der Einführung des aktuellen Wettbewerbs in der Saison 1992/1993.

»Schon wieder im Finale zu stehen, ist beeindruckend, das ist der Lohn für die harte Arbeit der gesamten Mannschaft«, schwärmte Real-Trainer Zinedine Zidane, für den es im Endspiel am 3. Juni im walisischen Cardiff ein Wiedersehen mit seinem Ex-Klub Juventus Turin geben wird. »Es geht aber nicht um mich. Das Lob gebührt den Spielern, sie kämpfen auf dem Rasen.« Am Mittwoch mussten das Kroos, Cristiano Ronaldo und wie sie alle heißen beim Stadtrivalen Atlético härter als vermutet. Trotz einer komfortablen 3:0-Führung aus dem Hinspiel wackelte Real nach 20 Minuten bedenklich - weil Saúl Ñíguez (12.) und Torjäger Antoine Griezmann (16./Foulelfmeter) die tapferen Gastgeber in Führung schossen.

»Die Anfangsphase wird in die Geschichte des Klubs eingehen«, meinte Atlético-Coach Diego Simeone nach der letzten Europapokalnacht im altehrwürdigen Estadio Vicente Calderón pathetisch. »Als wir sagten, dass wir zurückkommen, sahen viele darin nur leere Worthülsen. Wir haben es aber bewiesen, ich bin stolz und glücklich«, so der Argentinier.

Eine Zeit lang durften die »Matratzenmacher«, der Gegenentwurf zu den Galaktischen von Real, tatsächlich vom Wunder träumen. Angestachelt von den Fans setzten sie den großen, gehassten Rivalen unter Druck - dann aber traf Isco (42.), der mit seinem Tor den Hexenkessel abschaltete und dem Gegner den tiefen Messerstich versetzte. Vorausgegangen war dabei eine barbarische Einzelaktion von Karim Benzema, der drei Gegenspieler austanzte und auf Kroos ablegte. Den Schuss des Deutschen, der »bis zum Umfallen kämpfte und seine Mannschaftskameraden bei Defensivaufgaben unterstützte, wann immer er konnte«, staubte Isco ab.

Auf diese Akteure wird es gegen die überzeugenden Turiner freilich ebenso ankommen wie auf Weltfußballer Ronaldo, der am Mittwoch für seine Verhältnisse unauffällig blieb. Auch beim Kabinenselfie hielt sich der Exzentriker im Hintergrund, seine Botschaft für das Finale: »Auf geht's, Mannschaft!«

Tatsächlich dürfte es ein hochkarätiges Duell auf Augenhöhe mit den Italienern geben, Zidane sprach schon von einem »großartigen und besonderen Finale«. Für ihn, dessen Stern in Turin bei Juve als Aktiver so richtig aufgegangen war, gilt das explizit. »Im Herzen bleibe ich ja immer Juventino. Dem Klub habe ich fast alles zu verdanken«, sagte der Franzose, »aber nun bin ich bei Real, dem Verein meines Lebens. Und wir wollen gewinnen.«

Das Endspiel vom 3. Juni wird das achtest Duell in der K.o.-Runde zwischen den beiden Klubs. Darunter nur eine Finale. Das war 1998 in Amsterdam. Damals schlug Real die Juve von »Zizou« mit 0:1. Aber die Serie führen trotzdem die Schwarz-weißen aus dem Piemont. Aktueller Stand: 4:3. Vor dem Ausgleich? SID/nd

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