Ausgerechnet jetzt

Nordkorea provoziert mit neuem Raketentest

  • Susanne Steffen, Tokio
  • Lesedauer: 2 Min.

Noch rätseln die Experten, ob es sich bei dem vermutlich erfolgreichen Test um einen neuen Raketentyp, möglicherweise sogar um eine Interkontinentalrakete gehandelt haben könnte, welche potenziell auch das amerikanische Festland erreichen könnte.

Nach Angaben der japanischen Behörden erreichte die Rakete eine Maximalhöhe von 2000 Kilometer, was für einen neuen Raketentyp sprechen würde. Das US-Militär erklärte jedoch, dass es sich vermutlich nicht um eine Interkontinentalrakete gehandelt habe. Militärexperten gehen davon aus, dass Nordkorea mindestens zwei Interkontinentalraketen entwickelt. Bislang wurde jedoch kein Test einer solchen Rakete bestätigt. Einig sind sich die Beobachter darüber, dass der jüngste Test eindeutig zeige, dass die nordkoreanische Raketentechnologie wieder einen Schritt weiter gekommen sei. Zuletzt waren zwei Raketenstarts wenige Sekunden nach dem Abschuss fehlgeschlagen.

Dass das Regime von Machthaber Kim Jong Un die Rakete nur vier Tage nach dem Amtsantritt von Südkoreas neu gewähltem Präsident Moon Jae In getestet hat, sei ein Versuch, den ehemaligen Menschenrechtsanwalt zu testen, kommentierten südkoreanische und japanische Beobachter. Moon, der im Wahlkampf einen neuen Dialog mit dem Norden versprochen hatte, reagierte prompt. »Selbst, wenn Dialog möglich ist, müssen wir Nordkorea zeigen, dass dies nur funktioniert, wenn der Norden seine Einstellung ändert«, sagte Moon am Sonntag. Moon warnte Pjöngjang, seine Regierung werde entschieden auf Provokationen reagieren.

US-Präsident Donald Trump und Japans Premier Shinzo Abe verurteilten den Raketenstart ebenfalls und deuteten eine weitere Verschärfung der bereits bestehenden Sanktionen an. Auch China, Nordkoreas einziger großer Verbündeter, äußerte sich kritisch über den Test, forderte jedoch alle Parteien zur Zurückhaltung auf.

Trump hatte in den vergangenen Wochen mehrfach über einen »großen Konflikt« mit Nordkorea spekuliert und einen Militärschlag nicht ausgeschlossen. Zuletzt hatten aber sowohl Pjöngjang als auch Washington Gesprächsbereitschaft signalisiert. Erst am Samstag hatte eine hochrangige nordkoreanische Diplomatin in Peking erklärt, Nordkorea sei »unter den richtigen Bedingungen« zu Gesprächen bereit.

Wenige Stunden nach dem Raketentest traf sich eine Gruppe südkoreanischer Parlamentsabgeordneter mit einer nordkoreanischen Wirtschaftsdelegation am Rande eines Wirtschaftsforums in Peking. Die Gruppe habe den Nordkoreanern den Unmut Südkoreas über den Raketentest in aller Schärfe übermittelt, berichtete der demokratische Abgeordnete Park Byeong Se. Er habe dennoch in dem Gespräch den Eindruck gehabt, dass Pjöngjang weiterhin Interesse an einem Dialog habe.

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