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Es gibt keine Etappenrennen mehr in Deutschland

Ex-Profis wie Olaf Ludwig hoffen, dass der Tour-de-France-Start in Düsseldorf dem Radsport neue Impulse geben kann

  • Manfred Hönel
  • Lesedauer: 3 Min.

Der Mai ist Radsportmonat. Jahrzehntelang zogen hierzulande die bunten Felder der Straßenbolzer über die Straßen. Im Osten unseres Landes säumten Hunderttausende die Landstraßen, wenn das Peloton der Friedensfahrt von Berlin nach Prag oder Warschau über den Asphalt huschte. Etwa zur gleichen Zeit steuerte Ewald Strohmeier als Veranstalter der Bayer-Rundfahrt den Schwall der Radprofis durch die blau-weißen Lande. Daneben lockten etwas später die Rheinland-Pfalz-Rundfahrt, die Niedersachsen- oder die Sachsen-Tour Radler und Fans ins Grüne.

Wer in diesen Tagen das Knacken der Pedale und Keuchen der Radprofis im Original erleben will, muss sich nach Italien begeben. Dort messen sich im Moment beim 100. Giro d’Italia die Giganten der Landstraße, darunter die deutschen Radprofis wie André Greipel und Simon Geschke oder Rudi Selig. Aus Deutschland indes sind die Profietappenrennen komplett verschwunden. Selbst von den Eliterennen der Männer ist mit der Oder-Rundfahrt (6.-9.Juli) nur eine einzige Etappentour übrig geblieben. »Wir haben unsere bescheidenen Mittel gut eingeteilt. Unser Rennen durch das Schlaubetal und das Oderbruch mit über 100 Startern ist sehr reizvoll«, lobt Organisator Dan Radtke das Rennen.

Radtke war 1986 Achter der Friedensfahrt, ein Rennen, das Olaf Ludwig wie kein Zweiter dominierte. Der Olympiasieger von 1988 stand beim »Course de la Paix« 38 Mal (36 Etappen, zwei Prologe) als Tagessieger auf dem Podest bei dem Rennen, das heute so viele vermissen. Erik Zabel, Supersprinter der Generation nach Olaf Ludwig, weint der Bayern-Rundfahrt so manche Träne nach: »Ich habe mich auf die Bayern-Tour immer gefreut. Dort stimmte alles. Es war eine gut organisierte, echte Einstimmung auf die Tour de France. Schade für die Rennfahrer, dass es die Bayern-Rundfahrt nicht mehr gibt«, klagt Erik Zabel, der sich zwischen Alpen und Frankenwald 18 Mal als Tagessieger feier lassen konnte. Bayerns Rundfahrtkönig Ewald Strohmeier verbreitet einen Hauch von Hoffnung für Zabels 22 Jahre alten Sohn Rick, der heute als Profi fährt: »Wir bemühen uns, im nächsten Jahr wieder eine Tour auf die Räder zu stellen. Es kann nicht sein, dass wir uns von den Franzosen in Deutschland Rundfahrten organisieren lassen müssen. Das können wir auch selbst.« Strohmeier spielt damit auf den französische Sportkonzern ASO an, beispielsweise Paris-Nizza oder die Tour de France veranstaltet.

So erfreulich Olaf Ludwig eine Neuauflage der Friedensfahrt fände, er sieht für eine Wiederbelebung des Rennens kaum eine Chance. »Obwohl man für den Frieden nicht genug tun kann«, sagt der Ex-Profi und verrät: »Ich halte mich im Moment mit einer Gruppe Hobbyradlern in Bulgarien auf. Wir fahren jeden Tag um die 100 Kilometer. Das macht auch riesigen Spaß.« Der 57-Jährige sieht die Zukunft des Straßenradsports in Deutschland positiv. Der Tour-de-France-Start am 1. Juli in Düsseldorf könne ein Türöffner für weitere Etappenrennen sein, sagt er, zumal ASO im nächsten Jahr die Deutschland-Tour wieder auflegt: »Unsere Rennfahrer haben große Radrennen in Deutschland verdient. Die Stimmung war hier immer riesig. Ich denke da nur an die Deutschland-Tour 1999, als in der Berliner Innenstadt 500 000 Zuschauer den Sieg von Jens Heppner bejubelten. Von der Friedensfahrt ganz zu schweigen. «

Aus der Hauptstadt kommen für 2018 hoffnungsvolle Signale. Die »Tour de Berlin« soll dann zum 65. Mal rollen. In diesem Jahr musste das Rennen abgesagt werden, da die Polizei keine Streckengenehmigung erteilte. Ein Boom-Land der Radsportler ist Deutschland mit den unzähligen Jedermannrennen und Hunderttausenden Teilnehmern ohnehin. Vielleicht ist es demnächst auch wieder ein Land der Etappenfahrten.

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