Zweifel am Plan für Skandal-Airport
Der Flughafen Hahn wird wohl ein Problem für die Regierung bleiben
Seit März ist der irische Billigflieger Ryanair am Großflughafen Frankfurt Rhein-Main mit täglichen Starts und Landungen vertreten. Die Airline hat ehrgeizige Expansionspläne, die zunehmend auch zu Lasten des defizitären rheinland-pfälzischen Regionalflughafens Hahn gehen dürften, der bisher als wichtiges Drehkreuz für die Iren galt. Andere Fluggesellschaften sehen die Zugeständnisse des Frankfurter Flughafenbetreibers Fraport an den Billigflieger mit Sorgen.
Ab Ende Oktober will Fraport noch mehr Maschinen auf Rhein-Main starten und landen lassen als bisher. Dann sollen am größten deutschen Flughafen pro Stunde 104 statt bislang 100 Starts und Landungen abgewickelt werden. Eine Genehmigung durch das Bundesverkehrsministerium liegt vor. Gegen diese Absicht hat sich nun der Airlineverband Barig positioniert, in dem rund 100 Fluggesellschaften zusammengeschlossen, darunter auch Lufthansa, Condor und Air France.
Jede Zunahme der Flugbewegung gefährde die Stabilität des laufenden Betriebs, warnte Condor-Vorstand Ralf Teckentrup. Schließlich gebe Rhein-Main schon jetzt mit einer durchschnittlichen Pünktlichkeit von unter 80 Prozent ein schlechtes Bild ab, so der Manager. Ohne deutliche Verbesserungen bei der Infrastruktur seien die Grundlagen für eine Kapazitätsausweitung nicht gegeben und drohten weitere Engpässe und noch weniger Pünktlichkeit, so seine Warnung.
Am meisten dürfte Manager wie Teckentrup die Tatsache wurmen, dass die Steigerung der Starts und Landungen offensichtlich auf Ryanair zugeschnitten ist. Im Gegensatz zu anderen Airlines, für die der Rhein-Main-Flughafen eine wichtige Drehkreuzfunktion hat, setzen die Iren vorwiegend auf Punkt-zu-Punkt-Verkehr.
Unterdessen warnt eine lokale Bürgerinitiative gegen Nachtflüge am Hunsrück-Flughafen Hahn Lokal- und Landespolitiker davor, sich von der Privatisierung der defizitären Betreibergesellschaft eine Lösung der Probleme zu versprechen. Der rheinland-pfälzische Landtag hatte im April die Weichen für eine Übernahme durch die chinesische HNA Airport Group GmbH gestellt. Die Bürgerinitiative verweist in einem Newsletter auf ein Papier des Landesrechnungshofs, das Hoffnungen auf mehr Flüge zwischen China und dem Hunsrück widerlegt. Dies sei »zurzeit rechtlich nicht möglich«, so die Behörde unter Verweis auf das aktuelle Luftverkehrsabkommen mit China, das für Frachtflüge 38 und für Passagierflüge 55 Frequenzen pro Woche vorsehe. Die chinesische Hainan Airlines habe Flugrechte für fünf Passagierflüge von und nach Deutschland und nutze diese ausschließlich für Flüge nach Berlin-Tegel. Auch eine teilweise Verlagerung dieser Passagierflüge nach Hahn sei nicht in Sicht.
Ob ihre Kunden bereit seien, »statt von Peking (21,5 Mio. Einwohner) nach Berlin (3,5 Mio. Einwohner) zukünftig nach Hahn (188 Einwohner) zu fliegen, ist sehr fraglich«, stellt die Bürgerinitiative in Anlehnung an den Rechnungshof fest.
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