FIFA-Aufpasser treten zurück
Experten protestieren gegen Entmachtung ihres Chefs
Zürich. Nur eine Woche nach der umstrittenen Absetzung ihrer eigentlich unabhängigen Gremiumsspitzen müssen die FIFA und ihr Präsident Gianni Infantino einen weiteren Imageschaden hinnehmen. Der Fußballweltverband verliert zwei der vier unabhängigen Mitglieder der Governance-Kommission. Die Südafrikanerin Navi Pillay und Ron Popper aus der Schweiz traten zurück, wie die FIFA am Donnerstag bestätigte.
Das FIFA-Council hatte auf Vorschlag von Infantino den deutschen Juristen Hans-Joachim Eckert und den Schweizer Chef-Ermittler Cornel Borbely als Vorsitzende ihrer Ethikkammern abgesetzt. Auch der renommierte Portugiese Miguel Maduro wurde nicht für eine weitere Amtszeit nominiert und nach Beschluss durch den FIFA-Kongress durch den indischen Richter Mukul Mudgal ersetzt. »Die Welt des Fußballs hat immer noch nicht realisiert, was es braucht, wenn sie wirklich auf der Basis von Gesetzen agieren will«, sagte Maduro nun. Der frühere Generalanwalt am Europäischen Gerichtshof hatte den Posten vor nicht einmal einem Jahr übernommen.
Das schnelle Aus für Maduro rechtfertigte Infantino nach dem FIFA-Kongress im bahrainischen Manama mit der Aussage, dass die FIFA eine stärkere Mischung in seinen europäisch dominierten Justizkommissionen brauche. Dies sei eine »dramatische und drastische Entscheidung«, die ohne eine »starke Rechtfertigung« getroffen worden sei, antwortete Maduro. Unter seiner Führung hatte die Governance-Kommission dem russischen WM-Cheforganisator Witali Mutko eine erneute Kandidatur für das FIFA-Council verweigert.
Die ehemalige UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Pillay, war erst im Januar berufen worden, Der mit ihr zurückgetretene Popper ist ebenfalls Menschenrechtsexperte. Zuvor hatte bereits der New Yorker Rechtsprofessor Joseph Weiler sein Amt in der Kommission niedergelegt.
Der Deutsche Fußball-Bund ist durch DFB-Vizepräsident Rainer Koch in der Governance-Kommission vertreten, die die politische Integrität der FIFA-Strukturen überwachen soll. Insgesamt gehören derzeit noch Mudgal, der stellvertretende Vorsitzende Olli Rehn und sieben weitere Mitglieder dem Gremium an. dpa/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.