Mailand: Zehntausende für Solidarität mit Flüchtlingen
Protestzug in italienischer Metropole angeführt von hochrangigen Politikern / 5000 Geflüchtete im Mittelmeer gerettet
Mailand. Mehrere zehntausend Menschen sind am Samstag in Mailand auf die Straße gegangen, um ihre Solidarität mit Flüchtlingen zum Ausdruck zu bringen. Vor dem Demonstrationszug prangte ein Schild mit der Aufschrift »Gemeinsam ohne Mauern«, dahinter war ein Schlauchboot zu sehen, wie es viele Flüchtlinge bei ihrer lebensgefährlichen Überfahrt von Afrika über das Mittelmeer nach Italien nutzen.
An der Spitze des Zuges waren prominente Politiker dabei, darunter der italienische Senatspräsident Pietro Grasso und der Bürgermeister der norditalienischen Metropole Mailand, Giuseppe Sala. Auch die ehemalige EU-Kommissarin für Menschenrechtsfragen, Emma Bonino, demonstrierte mit.
Grasso erinnerte bei der Demonstration an den Fall der Berliner Mauer 1989, seither wehe ein »Wind der Freiheit und Hoffnung«. Aus »Steinen der Intoleranz, des Rassismus und der Angst« dürften keine neuen Mauern gebaut werden, betonte der Politiker der Demokratischen Partei.
Italiens äußerste Rechte hatte die Demonstration scharf kritisiert. Vor allem Matteo Salvini von der rassistischen Partei Lega Nord hatte den Demonstranten vorgeworfen, sie interessierten sich nicht für die Belange der Italiener.
Erneut tausende Bootsflüchtlinge gerettet
Unterdessen haben die italienische und die libysche Küstenwache seit Donnerstag nach eigenen Angaben 5000 Flüchtlinge im Mittelmeer aufgegriffen. Wie die italienische Schifffahrtspolizei am Samstag mitteilte, wurde der Leichnam eines Flüchtlings aus dem Wasser geborgen.
Allein am Donnerstag wurden demnach 2900 Bootsflüchtlinge gerettet. 2300 von ihnen wurden in internationalen Gewässern aufgegriffen und nach Italien gebracht. Die übrigen befanden sich in libyschen Hoheitsgewässern und wurden nach Libyen zurückgeführt.
Seit Jahresbeginn erreichten mehr als 46.000 Flüchtlinge die italienischen Küsten. Das sind 30 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Der Internationalen Organisation für Migration (IOM) zufolge starben dieses Jahr bereits fast 1250 Menschen vor der libyschen Küste.
Flüchtlinge aus Afrika, aber auch aus dem Nahen Osten, treten von Libyen aus die gefährliche Überfahrt über das Mittelmeer ins rund 300 Kilometer entfernte Italien an. Nach Angaben internationaler Organisationen halten sich derzeit 800.000 bis eine Million Menschen in Libyen auf, die mit behelfsmäßigen Booten nach Europa übersetzen wollen. Die meisten von ihnen stammen aus afrikanischen Ländern südlich der Sahara. In libyschen Haftzentren werden 7000 bis 8000 Migranten ohne gültige Papiere festgehalten. AFP/nd
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