Innsbruck, Wien
Personalie
Der plötzliche Rücktritt von Österreichs langjähriger grüner Parteichefin Eva Glawischnig zwang den Bundesparteivorstand am Wochenende, rasch einen Ersatz zu finden. Er fand zwei. Die Parteiführung wird der 38-jährigen Ingrid Felipe übertragen. Als grüne Spitzenkandidatin für die vorgezogenen Nationalratswahlen am 15. Oktober tritt die 60-jährige Ulrike Lunacek in den Ring.
Ingrid Felipe ist Tiroler Landeshauptmannstellvertreterin; die Grünen befinden sich im katholischen Herzland Österreichs als Juniorpartner in Koalition mit der ÖVP. Felipe gilt als pragmatisch und konsensorientiert, Kollegen attestieren ihr enormen Ehrgeiz. Dieser dürfte auch dafür verantwortlich sein, dass sie es ablehnte, die Partei in die Wahlauseinandersetzung zu führen. Denn dort ist im neu ausgebrochenen Machtkampf zwischen ÖVP, SPÖ und FPÖ - alle von machtbewussten Männern geführt - für die Grünen derzeit nicht viel zu holen. Felipe wollte sich im fernen Wien politisch nicht verheizen lassen. Deshalb will sie die Partei von Innsbruck aus führen und begründet dies einerseits mit ihren Verpflichtungen in der Landesregierung und andererseits mit ihrer Rolle als alleinerziehende Mutter. Zuletzt traf ihr Pragmatismus die Ärmsten der Armen in Tirol, weil die Landesgrünen aus Gründen des Koalitionsfriedens für die Senkung der Mindestsicherung gestimmt haben.
Ulrike Lunacek fungiert als eine von 14 Vizepräsidenten des Europäischen Parlaments. Dieses hinter sich zu lassen und sich nach Wien auf nationale Wahlkampftour zu begeben, fällt ihr offensichtlich leicht. Die bekennende Lesbe erwarb sich ihre ersten politischen Sporen als Aktivistin der LGBT-Bewegung, die in den 1990er Jahren freilich noch nicht so abgekürzt wurde. Ihr früheres entwicklungspolitisches Engagement transformierte sie in eine Leidenschaft für den kosovarischen Unabhängigkeitskampf. Erst vor drei Wochen begrüßte sie ausdrücklich die Freilassung des UCK-Führers Ramush Haradinaj, der aufgrund eines serbischen Haftbefehls in Frankreich kurzfristig festgenommen wurde.
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