Terror in Manchester
Internationale Presse
Times, Großbritannien
Freiheit von der Angst
Der Islamische Staat und seine Rivalen, unter ihnen vor allem Al-Kaida, sind Todeskulte, deren Methoden den Glauben zunichte machen und deren Ideologien Religion bis zur Unkenntlichkeit verzerren. Aber sie haben den Nahen Osten und Demokratien von Indonesien bis zu den Vereinigten Staaten in einen asymmetrischen Krieg verwickelt, den die Zivilisation gewinnen muss, wie lange er auch dauern mag. Der Sieg wird dabei nie vollständig sein, aber er kann definiert werden - als Freiheit von der Angst. Am Ende wird Toleranz die ganze Banalität des Fundamentalismus entlarven und Offenheit wird dafür sorgen, dass sich Extremisten nirgendwo verstecken können.
Tages-Anzeiger, Schweiz
Es wird auch kühl kalkuliert
Der nationale Schock, die Bestürzung, die Empörung über die getöteten Kinder: Das alles sind ehrliche erste Reaktionen nach dem Anschlag von Manchester. Vereint trauern die Briten. Bei einem so schrecklichen Anlass reicht man sich die Hände. Gemeinsam formieren sich die Parteien gegen »Extremisten aller Art« und »Gewalttäter« im Land. Hinter der Fassade dieser Einigkeit freilich wird kühl kalkuliert. Schließlich sind es keine 16 Tage bis zu den Unterhauswahlen mehr. Und dass die Bluttat vor der Manchester Arena der Premierministerin Gelegenheit gibt, der Nation ihre »starke Seite« zu zeigen: Daran besteht kein Zweifel. Natürlich hat Theresa May diese Situation nicht gewollt. Aber sie kommt ihr zugute.
Dennik N, Slowakei
Abstumpfende Aufmerksamkeit
In Zeiten des Kalten Krieges und danach hatten die Irisch-Republikanische Armee, die baskische ETA, die deutsche RAF, die italienischen Roten Brigaden und andere, auch aus muslimischen Ländern, jedes Jahr Hunderte Tote auf dem Gewissen. Vielleicht ist Europa nur trotz aller ausgeklügelteren Sicherheitsmaßnahmen zu diesem »Normalzustand« zurück gekehrt. Je mehr wir uns diesem Zustand annähern, desto mehr stumpft unsere Aufmerksamkeit für die einzelnen Terrorakte ab. Das ist kein Zynismus, sondern einfach eine reale Möglichkeit des Umgangs damit.
24 Tschassa, Bulgarien
Warum gerade Jugendliche?
Die Jugendlichen sind generell die tolerantesten und weltoffensten Menschen. Das Brexit-Referendum hat diese Einstellung der britischen Teenager gezeigt. Welche Botschaft wollte der Attentäter der Welt vermitteln, indem er gerade Jugendliche angriff? Wollte er damit gegen die westliche Kultur rebellieren oder etwa gegen Großbritanniens Unterstützung für (US-Präsident) Donald Trump und dessen Kampf gegen den »Islamischen Staat«? Oder wollte er uns auf eine äußerst perverse Weise daran erinnern, dass Hunderte Kinder in anderen Teile der Welt sterben und viele von ihnen Opfer des gleichen wahnsinnigen ideologischen Krieges sind?
De Standaard, Belgien
Mehr kann man nicht tun
Was wir nun fühlen, hat eher etwas mit der Aussichtslosigkeit zu tun. Den Anstrengungen, die Ordnungs- und Sicherheitsdienste mittlerweile Tag und Nacht unternehmen, um die Gefahr von Anschlägen einzudämmen, lässt sich kaum noch etwas hinzufügen. Einmal mehr hatte man einen mutmaßlichen Täter zuvor auf dem Radar. Als einen von Tausenden, von denen höchstens einige Hundert systematisch beobachtet werden können. Selbst eine Vervielfachung der Kontrollen bringt keine hundertprozentige Sicherheit.
De Telegraaf, Niederlande
Eine Illusion
Völlige Sicherheit ist eine Illusion, aber der Staat kann die Risiken soweit wie möglich eindämmen, in dem er Flüchtlingsströme besser auf potenzielle Terroristen kontrolliert und extremistische Netzwerke im eigenen Land rascher unter Beobachtung bringt. Effektiv arbeitende Geheimdienste sind von grundlegender Bedeutung, ebenso die Zusammenarbeit der Staaten auf diesem Gebiet. Die Briten haben sich entschieden, die EU zu verlassen, aber dieser Schritt darf auf keinen Fall Folgen für die Bekämpfung des Terrorismus haben.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.