Ein freundlicherer Gast
Kanzlerin Merkel will Beziehungen zu aufstrebenden Mächten wie Indien vertiefen
Berlin. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich für eine weitere Vertiefung der Zusammenarbeit mit aufstrebenden Mächten wie Indien und China ausgesprochen. Für Deutschland seien zwar die transatlantischen Beziehungen zu den USA traditionell von »herausragender Bedeutung, aber wir sind eine globale Welt«, sagte Merkel am Dienstag bei einer Pressekonferenz mit dem indischen Premierminister Narendra Modi in Berlin. Dies erfordere die Pflege von Kontakten auch in andere Weltregionen.
Indien sei dabei ein Partner, »an dessen guter Entwicklung wir umfassend interessiert sind«, sagte die Kanzlerin, die auch auf die engen Kontakte zu China verwies. Dies sei aber »in keiner Weise gegen irgendwelche anderen Beziehungen gerichtet und schon gar nicht gegen die transatlantischen Beziehungen, die historisch für uns von großer Wichtigkeit sind und auch in Zukunft bleiben werden«.
In den vergangenen Tagen hatte Merkel mit Äußerungen zum transatlantischen Verhältnis für Aufsehen gesorgt. Angesichts einer weniger berechenbaren US-Politik müssten die Europäer ihr Schicksal stärker in die eigenen Hände nehmen, hatte sie argumentiert. Dies war auch als Distanzierung zur neuen US-Regierung unter Präsident Donald Trump gewertet worden.
Indiens Premierminister Modi war mit Teilen seines Kabinetts für die vierten deutsch-indischen Regierungskonsultationen nach Berlin gekommen. Beide Länder unterzeichneten am Dienstag mehrere Absichtserklärungen zur Vertiefung ihrer Zusammenarbeit. Sie betreffen die Bereiche Cyber- und Digitalpolitik, Entwicklungszusammenarbeit, nachhaltige Stadtentwicklung, Manager-Fortbildung und duale Ausbildung sowie Eisenbahn-Sicherheit.
Modi betonte, dass Deutschland und Indien auf der Weltbühne die gleichen Ziele anstrebten. Beide Länder träten ein für Demokratie und Freiheit »als Pfeiler, auf die eine regelbasierte Welt sich stützt«, sagte Modi. Indien glaube dabei »an die Einheit Europas«, erklärte Modi. »Wir wollen, dass Europa stark bleibt.« Dies sei die Vision der Kanzlerin, »und wir teilen diese Vision«. Im Haushaltsjahr 2016/2017 verzeichnete Indiens Wirtschaft ein kräftiges Wachstum von 7,1 Prozent. Ökonomen erwarten, dass das Land Mitte des Jahrhunderts die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt nach China und den USA sein wird.
Während in Berlin am Dienstag also Harmonie herrschte, legte US-Präsident Donald Trump zwei Tage nach der Rückkehr von seinem Europa-Besuch mit seiner Kritik an Deutschland nach. Die USA hätten ein »massives Handelsdefizit« mit Deutschland, außerdem zahlten die Deutschen »weitaus weniger als sie sollten« für die NATO und das Militär, schrieb Trump im Kurznachrichtendienst Twitter. Dies sei »sehr schlecht« für die Vereinigten Staaten und werde sich ändern. Agenturen/nd
Seiten 4 und 17
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