Cardiff rüstet sich gegen die Terrorgefahr
Champions-League-Finale im überdachten Stadion
Schon vor dem Finale der Champions League zwischen Real Madrid und Juventus Turin hat sich der Bereich um das Nationalstadion von Wales in eine Hochsicherheitszone verwandelt. Einige Straßen in Cardiff sind bereits seit Tagen gesperrt, die Parkhäuser am Hauptbahnhof geschlossen, und auf dem River Taff, der am Stadion vorbeifließt, dürfen keine Boote mehr fahren. Nach dem Anschlag von Manchester, bei dem vergangene Woche 22 Menschen getötet wurden, sind die Behörden in Cardiff besonders wachsam. In der Hafenstadt werden zum dem Spiel am Samstag rund 170 000 Fußballfans erwartet.
Die Partie zwischen Real Madrid und Juventus Turin wird das erste Finale in der Geschichte der Champions League sein, das nicht unter freiem Himmel ausgetragen wird. Wenn die deutschen Fußballweltmeister Toni Kroos (Madrid) und Sami Kedhira (Turin) den Platz betreten, wird das Stadiondach geschlossen sein. Man habe die Entscheidung vorab mit allen Beteiligten diskutiert und auf »Empfehlungen der Behörden« reagiert, teilte der walisische Fußballverband FAW am vergangenen Freitag mit. Auch bei den offiziellen Trainingseinheiten bleibt das Dach geschlossen.
Bei der Entscheidung habe man das Risiko eines Drohnenangriffs in Betracht gezogen, sagte der FAW-Vorsitzende Jonathan Ford. »Wir haben keine konkreten Bedrohungen gegen das Stadion, aber es gibt ja auch Privatleute, die Drohnen benutzen«, erklärte Ford, »und der Schiedsrichter kann nicht erkennen, was für eine Drohne das ist. Er müsste dann sofort die Spieler vom Feld schicken.« Mit dem Schließen des Dachs wolle man sicher gehen, dass sich die Polizei »auf Bereiche konzentrieren kann, wo es wirklich zählt«.
Rund um das Stadion wurden zahlreiche Metallblockaden aufgebaut, damit keine Fahrzeuge durchkommen. Spürhunde sind im Einsatz. Gullys und sogar die Kanalisation wurden überprüft. In und um das Stadion gilt ein striktes Taschenverbot. Und wer die verschiedenen Sicherheitszonen, die in Cardiff eingerichtet wurden, betreten will, der muss sich ausweisen können.
Die Polizei wird voraussichtlich auch in anderen Teilen der Stadt Personenkontrollen durchführen. »Wir haben jeden Tag der Woche die Möglichkeit, Menschen am Stadion anzuhalten und zu durchsuchen, das werden wir auch tun«, erklärte Richard Lewis, stellvertretender Polizeichef der South Wales Police. »Aber wir können für bestimmte Bereiche an diesem Wochenende zusätzliche Befugnisse beantragen.«
Der Sicherheitseinsatz rund um das Endspiel der Königsklasse ist nach FAW-Angaben »der größte, den man je bei einer Sportveranstaltung im Vereinigten Königreich gesehen hat«. Britische Medien berichten von mehr als 6000 Sicherheitskräften, die bis einschließlich Sonntag im Einsatz sind, darunter 550 bewaffnete Polizisten. Zwar wurde die Terrorwarnstufe in Großbritannien von »kritisch« auf »ernst« herabgestuft. Das bedeutet, dass ein Anschlag nach Einschätzung von Experten nicht unmittelbar bevorsteht. Er gilt aber weiterhin als sehr wahrscheinlich. dpa/nd
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