Morales: USA unterstützen Putsch in Venezuela
Bolivianischer Präsident wirft Washington vor, sich das Öl in dem südamerikanischen Land aneignen zu wollen
65 Tote, Tausende Festnahmen - warum unterstützen Sie noch als einer der letzten Venezuelas Präsidenten Nicolás Maduro?
Ich möchte mal daran erinnern, was hier in Bolivien zur Zeit des Präsidenten Gonzalo Sánchez de Lozada im Oktober 2003 passiert ist. In zwei Tagen 70 Tote. Und die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) schaute weg. Und das bei einem Präsidenten, der mit nur 21 Prozent gewählt worden war. Maduro ist ein Präsident, der von der Mehrheit des Volkes gewählt worden ist. Die Stimmen muss man verteidigen. Das ist Teil der Demokratieklausel der Union Südamerikanischer Nationen.
Aber rechtfertigt das, den in die Krise geratenen Sozialismus mit so viel Gewalt und Ausschaltung demokratischer Grundrechte wie der Gewaltenteilung zu verteidigen?
Was passiert dort? Da sind Gruppen in einigen Zonen, die sehr gut vorbereitet und bewaffnet sind (...). Da wird der Tod gesucht, um die Lage zu skandalisieren. Das hat auch eine internationale Ebene: Die USA und (der Generalsekretär der Organisation Amerikanischer Staaten) Luis Almagro garantieren nicht die Demokratie. Das ist ein Staatsstreich, der dort im Gange ist. Dabei will die Regierung Gouverneurswahlen garantieren und eine Verfassungsgebende Versammlung einberufen, aber die Rechte will nur den Rücktritt von Maduro. Und die USA und die OAS intervenieren in dem Sinne. Das ist ein Staatsstreich. Die USA wollen sich das venezolanische Öl aneignen.
Evo Morales Ayma ist seit 2006 der erste indigene Staatspräsident Boliviens - er regiert so lange wie kein anderer Präsident seit der Unabhängigkeit 1825.
Der Begründer der »Bewegung zum Sozialismus« hat das Land modernisiert, das einstige Armenhaus Südamerikas hat heute eine der höchsten Wachstumsraten in der Region. Morales' Amtszeit endet 2019, die sozialen Bewegungen machen sich aber für eine Verfassungsänderung stark, um ihm eine Wiederwahl bis zum Jahr 2025 zu ermöglichen.
Was kann denn aus Ihrer Sicht die Lösung sein?
Das kann nur intern über einen politischen Dialog oder mit Hilfe von Vermittlern gelöst werden, zum Beispiel der UNASUR. Eine Intervention kann nicht die Lösung sein. (...) Jetzt wird gesagt, das ist eine Diktatur, es gibt keine Menschenrechte. Und Luis Almagro heizt das Ganze an. Er unterdrückt die Prinzipien der Organisation Amerikanischer Staaten.
Was werfen Sie ihm konkret vor?
Almagro und die USA sind eine Gefahr für die Demokratien in Lateinamerika. Almagro verfolgt einen kurzfristigen Plan: Er will die Präsidenten anti-imperalistischer Regierungen politisch eliminieren. Die Völker Lateinamerikas müssen ihre inneren wie äußeren Feinde identifizieren. Die Rechte, der Imperialismus und der Kapitalismus sind kein Gewinn für künftige Generationen.
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