Mär der freien Azubi-Plätze

Ellen Wesemüller zur Suggestion, Arbeit für alle anzubieten

  • Lesedauer: 1 Min.

Es scheint ein »perfect match« zu sein: Auf der einen Seite gibt es laut Industrie- und Handelskammer fast 1900 freie Ausbildungsplätze in Berlin - auf der anderen Seite stehen über 1700 Geflüchtete Schlange, um über den Weg der Ausbildung endlich zu Arbeit und zur Integration zu kommen. Für jeden Geflüchteten ein Platz, könnte man meinen, doch eine Milchmädchenrechnung ist das nicht nur, weil die Geflüchteten an Sprachhürden, fehlenden Lebensläufen und E-Mail-Adressen scheitern.

Es ist die Ausbildungsplatzmisere selbst, die eine Mär ist. Denn es ist nicht so, dass sich tatsächlich keine Auszubildenden finden lassen, sondern lediglich keine, die den Ansprüchen der Unternehmen genügen. Das ist ein gewaltiger Unterschied. Nicht umsonst haben Schüler aus Bremen gegen diese Statistik geklagt, denn sie zählt nicht diejenigen, die keinen Ausbildungsplatz erhalten haben und stattdessen Praktika oder ein Freiwilliges Soziales Jahr machen, auch nicht jene, die als »nicht ausbildungsreif« gelten. Rechnet man sie hinzu, haben nur 37 Prozent der Suchenden eine Stelle gefunden.

Geflüchtete sind nur eine, wenn auch medial stark präsente Gruppe, der suggeriert wird, mit einem Ausbildungsplatz »integriert« zu werden. Und klappt es nicht, dann hat es wohl an ihnen selbst gelegen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.