Vom Straßenschild bis zum Handtuchhalter

Ein Unternehmen in der Uckermark pflegt eine alte Handwerkstradition mit modernster Technik

  • Uwe Werner und Tomas Morgenstern
  • Lesedauer: 3 Min.

Schilder aller Art kommen von hier, Straßenschilder vor allem, aber auch Hinweistafeln, Grabplaketten, Dekoratives vom Firmenlogo bis zum Thermometer und zum Handtuchhalter oder auch Ulk. »Wir wollen mit unserer Arbeit ganz bewusst ein altes Handwerk bewahren«, sagt Ulrich König, Geschäftsführer der Preußen Email GmbH in Angermünde. »Das Emaillieren ist immerhin rund 5000 Jahre alt. Zu Beginn wurden mit viel Gold vor allem Schmuck und Herrscherkronen hergestellt, aber auch die berühmten Fabergé-Eier stehen in dieser Tradition.« Die Firma beschäftigt acht Mitarbeiter.

»Wir haben uns fest vorgenommen, die Gratwanderung zwischen historischem Handwerk auf der einen und dem Einsatz modernster Technik und Verfahren auf der anderen Seite zu packen«, sagt König. Deshalb habe man zum Beispiel eine gelernte Goldschmiedin eingestellt. Um auch im Bereich Kunst- und Schmuckemail erfolgreich sein zu können, werde diese Mitarbeiterin gegenwärtig qualifiziert und dabei für die neuesten Emaillierverfahren fit gemacht. In nächster Zeit werde die Firma auch weitere 100 000 Euro in neue Technik investieren. »Wir werden unseren Produktionsbereich Digitaldruck deutlich erweitern und Techniken wie Tiefziehen oder Drücken wiederbeleben.«

Bei Preußen Email werden im Jahr zehn Tonnen Stahlblech und 1,5 Tonnen Emaille, ein Verbundstoff aus Stahl und Glas, verarbeitet. »Zu unseren wichtigsten Produkten gehören Straßen- und Werbeschilder, aber auch Sonderanfertigungen wie Familienwappen und Vereinsschilder oder Kunstobjekte. Aber als Lohnunternehmen emaillieren wir beispielsweise auch Lampenschirme oder historische Gaslaternen«, erklärt der Technische Leiter Uwe Suhrweier. Abnehmer sind Groß- und Einzelkunden in Deutschland und im europäischen Ausland. Die Produktion erfordert Präzision und ist im wahrsten Sinne des Wortes eine »heiße Sache«. »Beim Emaillieren wird in einem speziellen Spritzverfahren Stahl mit Glas beschichtet. Auf die so genannte Grundemaillierung durch Brennen bei 830 bis 850 Grad Celsius folgt die Deckemaillierung, bei der mit Temperaturen zwischen 800 und 820 Grad die Schilder ihre Grundfarbe erhalten. Abschließend werden dann bei 720 bis 780 Grad noch die Dekore oder Motive gebrannt«, erläutert Suhrweier das aufwendige Prozedere.

Die Firmengeschichte reicht zurück bis 1883. Damals hatten die Apotheker Carl und Wilhelm Moschel in Angermünde das »Stanz- und Emaillierwerk Gebrüder Moschel« gegründet, das später unter »Moschel & Zimmermann« firmierte. »Hier wurden vor allem Sanitärbedarf und Krankenhausbedarf hergestellt. Dazu gehörten beispielsweise Eimer, Kannen, Krüge, Nachtgeschirr, Sitzwannen, Verbandsstoffeimer und Behälter für OP-Besteck«, berichtete Suhrweier.

Zu DDR-Zeiten stellten dann bis zu 200 Mitarbeiter im VEB Stanz- und Emaillierwerk »Gustav Bruhn« unter anderem Sanitärbedarf, Töpfe, Kannen und Schilder her. Mit zeitweise mehr als 180 Beschäftigten gehörte das Werk zum Haushaltgerätekombinat »Foron«. Das heutige Firmengelände im Gewerbegebiet am Südring wurde 1999 fertig. 2003 übernahmen ehemalige Führungskräfte die damalige Emailliermanufaktur von der Treuhandanstalt. 2015 erfolgte ein Besitzerwechsel, erinnert Suhrweier. Sechs Mitarbeiter habe man damals übernommen.

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