Partygäste werfen Neonazis aus Mallorca-Club

Rechtsradikale provozieren mit einer Reichsflagge in der Großdisco »Bierkönig« / Sängerin Mia Julia: »Nehmt sofort die Scheiße da runter!«

  • Sebastian Weiermann
  • Lesedauer: 3 Min.

Freitagabend auf der Playa de Palma in Mallorca. Die Hauptsaison hat begonnen, die Discos sind gut gefüllt. Im »Bierkönig« tritt gerade die Schlagersängerin Mia Julia auf. Die Sängerin ist regelmäßig in der Großdisco, hat sich auf Mallorca-Schlager spezialisiert. »Mallorca, da bin ich daheim« oder »Endlich wieder Malle« heißen ihre Songs. »Aufstehen, abgehen« will Mia Julia in ihren Songs – und das wollte wohl auch eine Gruppe von etwa 20 Neonazis bei dem Auftritt in der Großdisco. Sie stellte sich auf eine Empore und präsentierte eine schwarz-weiß-rote Fahne mit Eisernem Kreuz. Doch die Neonazis hatten offenbar die Schlagersängerin nicht auf der Rechnung: Als Mia Julia die Fahne entdeckte, folgte sofort eine klare Ansage von ihr: »Nehmt sofort die Scheiße da runter!«, forderte sie die Neonazis auf. Das Partypublikum bemerkte schnell, was los war, und zeigte deutlich, dass es keine Lust hatte, mit Nazis zu feiern. Sie riefen »Nazis raus!« und »Jeder Nazi ist ein Hurensohn!«.

Die Rechten merkten schnell, dass die Stimmung gegen sie ist. Unter den lauten Parolen der feiernden Menge wurden sie von Sicherheitsleuten aus dem »Bierkönig« begleitet. Mit den Worten »Jetzt sind sie weg, jetzt sind nur noch die geilen Leute übrig«, setzte Mia Julia ihr Konzert fort. Später schrieb sie auf ihrer Facebook-Seite, dass sie »scheisse sauer« über den Vorfall sei. »Diverse Flaggen, Handzeichen oder ähnliches« würde sie in ihrer Gegenwart und bei Auftritten nicht tolerieren. Außerdem bedankte sich die Sängerin beim Publikum für die Reaktion und verwies darauf, dass man auf Mallorca in einem »fremden Land« zu Gast sei.

Nachdem Videos und Fotos der neonazistischen Feiertruppe im Netz kursierten, machten sich Journalisten und antifaschistische Recherchegruppen an die Arbeit. Sie konnten bereits einen Teil der Rechten identifizieren. Der Blog »Recherche 38«, der sich mit Neonazis zwischen »Harz und Heide« befasst, stellte schnell fest, dass sich Dennis K. aus dem Landkreis Wolfenbüttel unter den Rechten befand. K. gehört zu den »Hammerskins«, die sich selbst als eine Bruderschaft verstehen, in die nicht jeder aufgenommen wird. Laut »Recherche 38« arbeitet Dennis K. in verschiedenen Clubs in Braunschweig als Türsteher. Ein weiterer Neonazi, der sich im »Bierkönig« hervortat, ist Alexander D. aus Dortmund. D. gehörte zu den Frontmännern des vor fünf Jahren verbotenen »Nationalen Widerstand« und mischt heute bei der Kleinstpartei »Die Rechte« mit. Andere Neonazis, die zu der Gruppe gehörten, stammen aus dem Südwesten – unter ihnen ein Hooligan des Fußballclubs Waldhof Mannheim und ein Tätowierer aus einer Kleinstadt in Baden-Württemberg. Auch rechte Hooligans aus Frankfurt, Kaiserslautern und Dresden sollen sich unter den Neonazis befinden.

Die Frage, die sich für Rechercheure nun stellt, ist: Was wollte diese Truppe von Neonazis aus der gesamten Bundesrepublik auf Mallorca? Ging es den Rechten nur um das gemeinsame Feiern oder wurde die Urlaubsinsel zur Planung gemeinsamer Aktivitäten genutzt?

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