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Geburtsort des IS-Kalifats in Mossul zerstört

Irak wirft Terrormiliz Sprengung der Al-Nuri-Moschee vor / Immer noch rund 100.000 Zivilisten in Stadt gefangen

  • Lesedauer: 3 Min.

Mossul. Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hat nach irakischen Angaben die symbolträchtige Al-Nuri-Moschee in Mossul und ihr berühmtes schiefes Minarett zerstört. In der Moschee hatte IS-Abu Bakr al-Bagdadi vor fast drei Jahren das »Kalifat« der Dschihadisten ausgerufen. Die US-geführte Koalition verurteilte die Zerstörung am Mittwoch. Die Dschihadistenmiliz machte hingegen die Luftwaffe der USA dafür verantwortlich.

Als die irakischen Truppen tief in die Altstadt vorgedrungen seien, hätten die Dschihadisten die beiden Gebäude gesprengt, erklärte der Befehlshaber der Offensive in Mossul, Abdulamir Jarallah, am Mittwoch. Zu dem Zeitpunkt seien die Soldaten nur noch etwa 50 Meter von der Moschee entfernt gewesen. Der Kommandeur warf dem IS ein »weiteres historisches Verbrechen« vor.

Ähnlich äußerte sich die US-geführte Koalition. Der IS habe »einen der größten Schätze von Mossul und des Irak zerstört«, hieß es in einer Erklärung. Das »Verbrechen« gegen die Bevölkerung Mossuls und des Irak zeige einmal mehr, warum »diese brutale Organisation vernichtet« werden müsse.

Für den irakischen Regierungschef Haider al-Abadi ist die Zerstörung der Moschee und des Minaretts das Eingeständnis seiner Niederlage durch den IS. »Das ist eine offizielle Niederlageerklärung«, stellte al-Abadi fest.

Die IS-Miliz erklärte dagegen über ihr Sprachrohr Amak, die Moschee aus dem 12. Jahrhundert und ihr Minarett seien bei einem Luftangriff der USA in Schutt und Asche gelegt worden.

Das schiefe Minarett, das die Einwohner al-Hadba (die Bucklige) nennen, war ein Wahrzeichen von Mossul. Das 45 Meter hohe Gebäude ziert im Irak den 10.000-Dinar-Schein. Zahlreiche Restaurants, Firmen und Sportvereine tragen das Minarett im Namen.

Als der IS vor drei Jahren Mossul im Sturm einnahm, setzten die Dschihadisten ihre schwarze Fahne auf das Minarett. Während ihrer Herrschaft zerstörte die Miliz bereits mehrere historische Gebäude, darunter das wichtigste Museum der Stadt und mehrere Mausoleen.

Bislang hatte die örtliche Bevölkerung die Dschihadisten daran gehindert, das berühmte Minarett zu sprengen. Ein Befehlshaber der irakischen Anti-Terroreinheiten hatte erst Anfang der Woche vorhergesagt, dass die IS-Miliz die Moschee zerstören würde. Aus »psychologischen Gründen« würden die Dschihadisten nicht etwas stehen lassen, das einmal von al-Bagdadi in Beschlag genommen worden sei. Zugleich vermutete der General, dass der IS die irakischen Truppen für die Zerstörung verantwortlich machen könnte.

Die IS-Miliz ist für ihre Zerstörungswut bekannt. In den vergangenen Jahren machte der IS eine ganze Reihe archäologischer und religiöser Stätten und Bauwerke im Irak und Syrien dem Erdboden gleich, darunter auch die zum Weltkulturerbe zählenden Oasenstadt Palmyra in Syrien.

Die Dschihadisten prahlten auch im Internet mit ihren Taten. So zeigen IS-Videos etwa, wie die altorientalische Stadt Nimrud nahe Mossul mit Hilfe von Planierraupen, Spitzhacken und Sprengstoff zerstört wurde.

Die irakischen Truppen hatten am Sonntag mit dem Sturm auf die Altstadt von Mossul begonnen. Die IS-Kämpfer leisteten in den engen Straßen weiter erbitterten Widerstand. Nach UN-Angaben befinden sich dort noch 100.000 Zivilisten. Die Offensive gilt als entscheidende Phase bei der Rückeroberung der zweitgrößten irakischen Stadt. AFP/nd

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