Der Kriegsminister wurde Thronanwärter
Saudi-Arabiens König Salman ernannte 31-jährigen Sohn zum potenziellen Nachfolger / In den USA ist man nicht unzufrieden
Der erst 31 Jahre alte Kronprinz Mohammed bin Salman bin Abd al-Aziz al-Saud gilt als skrupelloser Machtmensch; schon seit Jahren machen in Riad Berichte über Intrigen und Machtkämpfe die Runde, während sich Prinz Mohammed in der Öffentlichkeit als Erneuerer, als Fürsprecher von Frauen und Rechtlosen gibt: Er komme aus einer anderen Generation, habe andere Träume, sagte er vor einigen Jahren; die weitgehende Rechtlosigkeit, die Frauen in Saudi-Arabien bis heute zu ertragen haben, bezeichnete er als »Relikt der Vergangenheit.« Auch die Lebenssituation der mehreren hunderttausend überwiegend aus Asien stammenden Gastarbeiter im Land müsse verbessert werden.
Mit solchen Aussagen, aber auch mit optimistischen Plänen für die Diversifizierung der bislang weitestgehend vom Öl abhängigen Wirtschaft ist er zum Hoffnungsträger junger Saudis geworden; gut die Hälfte der etwa 27 Millionen Einwohner ist unter 30. Doch kurz nach seiner Beförderung zum Thronfolger wurden gut 100 000 Gastarbeiter, denen im Laufe der vergangenen Wochen Visaverlängerungen versagt wurden, dazu aufgefordert, bis Samstag das Land zu verlassen; saudische Medien nannten Prinz Mohammed als Urheber des Erlasses.
Seit 2015 führt Prinz Mohammed als Verteidigungsminister in Jemen einen Krieg gegen die Huthi-Milizen, die einen Großteil Nordjemens kontrollieren; der Krieg ist ebenso erfolglos wie brutal: Mindestens 10 000 Menschen sind den Angriffen der saudischen Luftwaffe nach Angaben der Vereinten Nationen bislang zum Opfer gefallen.
Von der US-amerikanischen und der israelischen Politik wurde die Ernennung von Prinz Mohammed indes mit einiger Zuversicht aufgenommen: Der Schritt sei in einem Gespräch zwischen König Salman und US-Präsident Donald Trump abgesprochen worden, berichtete die »New York Times«. In Israel hat der Aufstieg des Prinzen Hoffnungen auf eine weitere Annäherung, möglicherweise gar eine Normalisierung der Beziehungen geweckt: Prinz Mohammed traf sich in der Vergangenheit mehrmals in der Öffentlichkeit mit Vertreter der israelischen Regierung; im Juli vergangenen Jahres besuchte der saudische Ex-General Anwar Eschki gar mit dem Segen von Prinz Mohammed Jerusalem. Genährt werden die Erwartungen aber auch dadurch, dass Trump bei seiner Nahostreise direkt von Riad nach Tel Aviv flog; in den kommenden Tagen soll sogar in Tel Aviv erstmals eine Chartermaschine mit Pilgern nach Mekka starten.
In Iran wird die Ernennung indes als »feindlicher Akt«, so die Nachrichtenagentur IRNA, aufgefasst; Prinz Mohammed sei ein »antiiranischer Agitator und Aggressor, der den Frieden gefährdet«; die Revolutionsgarden warnten vor einer »gefährlichen Eskalation«.
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