Anti-Terrorist
Personalie
Wenn Russland auch immer sein Veto im UNO-Sicherheitsrat unstörbar durchbringen kann, gilt das für Personal aus Moskau nicht zwangsläufig. Schon gar nicht in Zeiten knisternder Spannung. So kann Russlands Chefdiplomat Sergej Lawrow die Ernennung von Wladimir Woronkow zum Leiter des neuen Anti-Terror-Büros der Vereinten Nationen als Erfolg feiern. Immerhin wird der Mann mit dem grauen Schnurrbart in New York als Stellvertreter des UN-Generalsekretärs tätig. Erst eine Woche zuvor hatte sich die Vollversammlung für das neue Gremium ausgesprochen, das bislang 38 verschiedene UNO-Stellen für den Kampf gegen den Terrorismus bündeln soll.
Der 64-jährige Moskauer ist ein gelernter Historiker und absolvierte sein Studium an der Lomonossow-Universtität in der russischen Hauptstadt und ein einjähriges Praktikum an der Warschauer Universität. Dieser Bildungsweg führte Wladimir Iwanowitsch zum Doktortitel und als Polnisch-Dolmetscher bis an die Seite der damaligen KPdSU-Generalsekretäre Leonid Breschnew und Konstantin Tschernenko.
1989 begann Woronkow seine diplomatische Karriere im Außenministerium, die ihm 2011 den Rang eines Außerordentlichen und Bevollmächtigten Botschafters und zuletzt eines Ständigen Vertreters Russlands bei der UNO und anderen internationalen Organisationen in Wien einbrachte.
Nun steht der verheiratete Vater einer Tochter vor der wohl größten Herausforderung einer jahrzehntelangen diplomatischen Laufbahn. Sein ganzes Können dürfte dabei vor allem eine durchaus mehr als nur theoretische Frage fordern, auf die russische Medien bereits aufmerksam machten. Sogar als die wichtigste Aufgabe der neuen Anti-Terror-Struktur bezeichnete es ein nicht genannter Experte im Webportal Sputniknews, den Begriff Terrorismus »international einheitlich zu bestimmen«. Es gebe Hunderte Definitionen. »Jedes Land hat seine eigene Liste von terroristischen Strukturen.« Bislang sieht es nicht so aus, als ließe sich gegen alle erbittert widerstreitenden Interessen Einigkeit herstellen.
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