101 000 Flüchtlinge übers Meer

Internationaler Aufruf zu Solidarität mit Italien

  • Lesedauer: 2 Min.

Genf. Seit Jahresbeginn haben nach UN-Angaben 101 000 Flüchtlinge und Migranten über das Mittelmeer die Küsten Europas erreicht. Etwa 2300 Menschen seien auf dem gefährlichen Seeweg ums Leben gekommen, teilte die Internationale Organisation für Migration (IOM) am Dienstag in Genf mit. Rund 85 Prozent der Flüchtlinge und Migranten seien in Italien an Land gegangen. Die restlichen Flüchtlinge seien in Griechenland, Spanien und Zypern registriert worden. Die meisten erfassten Menschen stammten der IOM zufolge aus afrikanischen Ländern wie Eritrea, Nigeria und Somalia. Auch Syrer waren unter den Flüchtlingen.

Im ersten Halbjahr 2016 hatten der IOM zufolge knapp 232 000 Menschen in Booten Europa erreicht. Knapp 3000 Männer, Frauen und Kinder waren bei der Passage ums Leben gekommen oder gelten als vermisst. Den Rückgang bei den Überfahrten erklärten die UN mit der Schließung der sogenannten Balkan-Route, auf der viele Flüchtlinge von Südosteuropa in die nördlichen Länder des Kontinents wie Deutschland gelangten. Zudem zeige der Pakt der EU mit der Türkei über die Rückführung von Flüchtlingen seine Wirkung. Die Zahl der Unglücke und Toten bleibe im Vergleich zu 2016 dennoch hoch.

IOM-Chef William Lacy Swing rief am Dienstag zu mehr Solidarität mit Italien auf. Er erklärte: »Die Aufnahme von aus dem Meer geretteten Flüchtlingen kann nicht als Thema allein für Italien angesehen werden, sondern für ganz Europa.« Auch Italien selbst hatte am Wochenende mehr Unterstützung von seinen EU-Partnern bei der Aufnahme von Flüchtlingen gefordert. Das Land hatte gedroht, ausländischen Schiffen mit geretteten Flüchtlingen künftig die Einfahrt in seine Häfen zu verbieten.

Deutschland, Frankreich und Italien wollen Rettungseinsätze von Hilfsorganisationen im Mittelmeer stärker regulieren. Es werde an einem Verhaltenskodex für Nichtregierungsorganisationen gearbeitet, der von der Regierung in Rom vorgestellt werden soll, hieß es am Montagabend in einer Mitteilung nach dem Treffen von Bundesinnenminister Thomas de Maizière und seinen Amtskollegen am Sonntag in Paris. Ziel sei es, die Zusammenarbeit mit den Organisationen, die im Mittelmeer im Einsatz sind, zu verbessern. Worauf genau sich die Regeln beziehen sollen, blieb unklar. epd/nd

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