Aktion gegen Racial Profiling an der HU

E-Mail über »ausländische Jugendliche« sorgt für Aufregung an der Humboldt-Universität

  • Jana Klein
  • Lesedauer: 2 Min.

In einer E-Mail der Technischen Abteilung der Humboldt-Universität, die bereits Anfang Juni an alle Mitarbeiter erging, wird vor einer Gruppe »ausländischer Jugendlicher« gewarnt. Diese betrete Gebäude der Universität »mit unbekanntem Ziel/Interesse«, wie es weiter in dem Schreiben heißt. Das wurde nun von einer Gruppe Studierender bekannt gemacht, die Mittwochfrüh in der Humboldt-Universität protestierten, Plakate zu »Racial Profiling« klebten und die E-Mail veröffentlichten.

Weiter wird darin um erhöhte Aufmerksamkeit gebeten, das Verschließen von Diensträumen und »bei Bedarf« einen Anruf bei der Campusstreife. Einen konkreten Vorwurf an die Jugendlichen enthält sie hingegen nicht. Beim Anruf an der angegebenen Telefonnummer erklärt ein Mitarbeiter dem »nd«, die Jugendlichen, um die es gehe, seien mutmaßlich in kriminelle Aktivitäten an der Humboldt-Universität involviert. Erst am Mittwoch etwa sei jemandem per »Zetteltrick« ein Handy geklaut worden. »Wenn wir die sehen, verweisen wir die«, sagte der Sicherheitsmitarbeiter am Telefon. »Direkt einen erwischt haben wir aber noch nicht.«

Doch nicht nur der fehlende Beweis für ein Vergehen der Jugendlichen störte die Gruppe Studierender, die die Mail weitergeleitet bekommen hatte und nun in der Universität Plakate verteilte. In einer Stellungnahme zur Aktion heißt es: »Das ist ein Beispiel für institutionalisierten Rassismus: Anhand äußerlicher Merkmale wird den Jugendlichen zugeschrieben, Ausländer*innen zu sein. Und diese Zuschreibung scheint Grund genug, um Personen zu verdächtigen, anzuhalten, vermehrt zu kontrollieren, von Orten auszuschließen und so in ihrem Alltag massiv zu beeinträchtigen, ohne dass die ausführenden Organe ihr Vorgehen transparent machen oder rechtfertigen müssen.« Eine zur Aktion geschalteten Webseite führt unter anderem gängige Rechtfertigungen für Racial Profiling auf, und es werden Gegenargumente genannt. Mitte Juni hatte die Kampagne »Ban Racial Profiling« ihr Programm vorgestellt (»nd« berichtete). Sie kritisiert ebenfalls die rassistische Praxis und klärt über die Auswirkungen auf, die das Verdächtigen nach ethnischen Kriterien für Menschen nichtweißer Hautfarbe hat.

Die Humboldt-Universität hat sich bis Redaktionsschluss dieser Seite nicht zu den Vorwürfen geäußert. Man befinde sich noch in der internen Aufklärung und bitte um Geduld. Die Verfasserin der E-Mail verwies telefonisch ebenfalls auf die Pressestelle und wollte sich nicht weiter äußern.

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