Feminisierung & Lohnarbeit

Neues Heft der »Z«

  • Rainer Holze
  • Lesedauer: 2 Min.

Nicht zufällig hat die Vierteljahresschrift »Z« für ihr neues Heft die Feminisierung der Lohnarbeit als Schwerpunkt gewählt. Die nach wie vor zu beobachtende systematische und hartnäckige Diskriminierung und Unterdrückung der Frauen in Wirtschaft und Gesellschaft hierzulande sind auch ein Schwerpunkt in den aktuellen Auseinandersetzungen in der Öffentlichkeit und nicht nur in Wahlprogrammen der Parteien. Es geht um soziale Gerechtigkeit, um Erwerbsquoten, Arbeitszeiten und Lebensperspektiven und um - was für bürokratische Wortungeheuer - »Entgeltlücken« und »Teilzeitfalle«. Es geht um Doppelbelastung mit Haushalt und Kindererziehung, um Verbesserung der öffentlichen Kinderbetreuung, um die Benachteiligung von Frauen hinsichtlich der Rente und um Probleme der Pflege.

Die heutigen Konflikte zwischen Lohnarbeit, Kapital und Arbeit werfen Fragen nach historischen Erfahrungen auf. Diesen stellt sich im neuen Heft der »Z« André Leisewitz. Die gegenwärtige Grundstruktur der geschlechterspezifischen Arbeitsteilung und Diskriminierung der Frauen habe sich im Übergang von vorkapitalistischen Formen der Arbeit zur kapitalistischen Lohnarbeit herausgebildet. Anhand einer Übersicht über quantitative Entwicklungstrends der weiblichen Erwerbs- und Lohnarbeit seit Beginn des 19. Jahrhunderts belegt Leisewitz, dass diese - nach einer Phase der Stagnation - seit den 1970er Jahren in der Bundesrepublik (vorrangig allerdings als Teilzeitarbeit) zugenommen hat. Mit dem Übergang zur intensiv erweiterten Reproduktion in den Kernbereichen der Wirtschaft in den 1960er/1970er Jahren und der Verknappung an Arbeitskräfteressourcen seien die Frauenerwerbsquote und die primär weibliche Teilzeitarbeit angestiegen. Der gewerkschaftliche Organisationsgrad von Frauen blieb trotzdem gering, woran sich bis heute nicht viel änderte.

Die »nd«-Redakteurin Nelli Tügel untersucht soziale Protestbewegungen und Streiks in weiblich dominierten Berufen am Beispiel der von ver.di initiierten Krankenhausstreiks der letzten Jahre. Solche Streiks unterschieden sich deutlich von den »großen Kämpfen« der 1970er und 1980er Jahre, in denen Frauen eher auf die Rolle der Helferinnen der streikenden Männern beschränkt wurden. Den Schwerpunkt des Heftes komplettieren die Beiträge von Christa Winterich über »Womennomics« und Geschlechterverhältnisse sowie von Ursula Schumm-Garling über die ungleiche Bezahlung von Frauen.

Für historisch Interessierte finden sich in dem Heft zudem Aufsätze über Antonio Gramsci (Sabine Kebir), über die russische Oktoberrevolution von 1917 (Wladislaw Hedeler) und über Friedrich Engels’ Revolutionsauffassungen (Georg Fülberth). Zudem wird der historische Hintergrund von Raoul Pecks Film »Der junge Karl Marx« beleuchtet.

Z. Zeitschrift Marxistische Erneuerung, Heft 110. 222 S., br., 10 €.

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