Olympiaheld unter Verdacht

Personalie

Sportfans in der Slowakei durchleiden gerade schwere Tage: Nicht genug, dass Radprofi Peter Sagan wegen eines rüden Spurtremplers von der Tour de France ausgeschlossen wurde, nun überraschte Olympiasieger Matej Toth am Sonntag die Fans mit der Meldung, ihm drohe eine vierjährige Dopingsperre - wegen Unregelmäßigkeiten in seinem Blutpass.

Ein Schock: Der 34-jährige Geher war nach dem Olympiagold von 2016 über die 50 Kilometer in Rio de Janeiro zum Sportler des Jahres in der Slowakei gewählt worden. Selbstredend bestreitet der beliebte Geher aus Banska Bystrica die Einnahme verbotener Mittel. Er habe sich doch stets gegen unfaire Mittel ausgesprochen! »Ich werde jetzt mit Hilfe von angesehenen Experten aus aller Welt zeigen, dass es sich um einen natürlichen physiologischen Zustand des Körpers handelt«, erklärte Matej Toth am Sonntag.

Dass ihm dieser Beweis gelingt, ist unwahrscheinlich. Sicher ist indes, dass der Verdacht jenen als Argument dient, die die Leistungsexplosion des Slowaken bereits mit Argwohn betrachtet hatten. Schließlich spielte der lange medaillenlose Toth 2013 nach einem Trainerwechsel plötzlich in der ersten Liga des dopingverseuchten Langstreckengehens mit: 2015 wurde Toth 50-km-Weltmeister in Peking und 2016 gewann er die Hitzeschlacht von Rio, die als einer der härtesten Läufe in die Geschichte einging.

Für Aufsehen sorgte Olympiasieger Toth in Rio mit starken Worten an die gesperrten russischen Leichtathleten: »Die müssen begreifen, dass es auch ohne Doping geht!« Dann würden sie bald wieder mitmischen dürfen. Er selbst sei sehr stolz: »In Rio war das Podium sauber, ganz anders als in London 2012! Hier gibt es keine Verdächtigen«, verkündete Toth. Neben ihm stand der Australier Jared Tallent, der Zweiter geworden war wie ursprünglich in London. Wenige Wochen zuvor war Tallent das 2012er-Gold des nachträglich dopingertappten Russen Sergej Kirdjapkin überreicht worden. Wie es aussieht, wurde Tallent 2016 schon wieder betrogen.

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