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Identitäre wollen Flüchtlingsboote im Mittelmeer stoppen

Rassistische Initiative »Defend Europe« hat genug Gelder gesammelt / Schiff der völkischen Nationalisten könnte in wenigen Tagen vor der libyschen Küste sein

  • Lesedauer: 3 Min.

Rom. Ein Zusammenschluss von Rechtsradikalen aus mehreren europäischen Ländern, darunter auch Deutschland, will die Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer durch Hilfsorganisationen blockieren. Ein 40 Meter langes Schiff sei auf dem Weg zu einem Einsatz gegen Schlepper und NGOs vor der libyschen Küste, teilten die Organisatoren der Mission »Defend Europa« (Europa verteidigen) am Dienstag mit.

Hinter der Aktion stehen in erster Linie deutsche, französische und italienische Mitglieder der Identitären Bewegung, die in Deutschland wegen ihrer völkischen Ideologie vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Die Rechtsextremisten hatten Mitte Mai eine Finanzierungskampagne im Internet gestartet und insgesamt 76.000 Euro eingesammelt. Sie charterten das Schiff »C-Star«, das nun auf dem Weg nach Sizilien ist, um dort in der kommenden Woche die Aktivisten an Bord zu nehmen und dann Kurs auf die libysche Küste zu nehmen.

Der Internetseite marinetraffic.com zufolge hat das Schiff vergangenen Freitagmittag den Hafen von Djibouti südwestlich von Saudi-Arabien verlassen. Die Webseite veröffentlicht Daten des Automatic Information System (AIS) von Schiffen. Mit dem System werden Daten wie Länge, Typ, Kurs und Geschwindigkeit automatisch per Funk an andere Schiffe zur Kollisionsvermeidung übermittelt. Laut den letzten auf Vesselfinder zugänglichen Daten soll das Schiff am Mittwoch in Suez einlaufen. Von dem Hafen am südlichen Ende des Suez-Kanals könnte das 1975 gebaute Forschungsschiff in wenigen Tagen die libysche Küste erreichen.

Die völkisch-nationalistischen Aktivisten wollen die Arbeit der internationalen Hilfsorganisationen blockieren, um zu verhindern, dass die Bootsinsassen nach Italien gebracht werden. Stattdessen wollen sie die libysche Küstenwache alarmieren, damit diese die Flüchtlinge zurück in das nordafrikanische Land schickt.

Nichtregierungsorganisationen warnen vor lebensgefährdender Aktion

Mehrere NGOs, die im Mittelmeer zur Rettung von Flüchtlingen im Einsatz sind, blicken mit Sorge auf die Initiative der Neonazis. Ein Anti-Rassismus-Komitee der französischen Regierung verurteilte die Aktion und leitete juristische Schritte ein.

Die Organisation SOS Méditerranée verdeutlichte am Mittwoch die Bedeutung ihres Engagements. Mit dem jüngsten Rettungseinsatz am Dienstag bellaufe sich die Zahl der seit Jahresbeginn allein von der MS Aquarius geretteten Flüchtlinge auf 10.000. »Wir haben gerade einmal Mitte Juli und haben fast schon so viele Menschen wie im gesamten letzten Jahr im Mittelmeer gerettet. Angesichts des Versagens der Europäischen Union ist das Eingreifen von zivilen Organisationen wie uns unabdingbar, um den Tod tausender Menschen zu verhindern«, erklärte Timon Marszalek, Geschäftsführer von SOS Méditerranée Deutschland.

In Italien hatte sich zuletzt die Lage so verschärft, dass sich das Land an der Kapazitätsgrenze sieht. Die Regierung in Rom will daher Hilfsorganisationen, die für gut ein Drittel der Rettungseinsätze vor Libyen stehen, stärker überwachen. Rom droht ihnen, die Einfahrt in Häfen zu verweigern, wenn sie einen geplanten Verhaltenskodex nicht unterzeichnen. nd/AFP

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