Ausschuss zu Amri nimmt Arbeit auf
Einen Tag vor dem Start des parlamentarischen Untersuchungsausschusses zum islamistischen Terroranschlag auf dem Weihnachtsmarkt hat der Vorsitzende Burkard Dregger (CDU) umfangreiche Aufklärung zugesichert. »Wir wollen feststellen, ob und wenn ja, welche Fehler gemacht worden sind bei der Terrorabwehr«, sagte Dregger. »Und was müssen wir zukünftig anders machen, um die Terrorabwehr zu verbessern.« Der Ausschuss kommt an diesem Freitag zu seiner ersten Sitzung im Abgeordnetenhaus zusammen.
Mit Blick auf Aktenmanipulationen bei der Polizei sagte Dregger: »Wir wollen wissen: Hätte das LKA tatsächlich den Anschlag verhindern können oder ging es nur um die nachträgliche Vertuschung von Fehlern?« Weitere wichtige Fragen seien: »Warum hat das LKA am 15. Juni 2016 die Observation von Anis Amri eingestellt? Und wie kam es zu der Einschätzung, dass damals von Amri keine Terrorgefahr ausging?«
In der ersten Ausschusssitzung wollen die zwölf Mitglieder von sechs Parteien Beweisanträge beschließen, um zahlreiche Akten von der Polizei, Staatsanwaltschaften und dem Verfassungsschutz anzufordern.
Er wollte keine Namen von möglichen Zeugen nennen, aber deutete an, dass der Chef des Landeskriminalamtes (LKA), die Chefin des für politisch motivierte Kriminalität zuständigen Staatsschutzes und diverse Kriminalpolizisten, die mit Amri befasst waren, befragt werden könnten. Der Ausschuss will auch die Abhörprotokolle von Telefongesprächen Amris durchsehen.
Zu Vorwürfen, es könne Konflikte geben, weil der frühere Innensenator Frank Henkel auch von der CDU gewesen sei, sagte Dregger: »Unsere Verantwortung ist es nicht, irgendjemand zu schützen, sondern vollständig aufzuklären. Da wird es keinerlei Rücksichtnahmen auf irgendwas geben. Und Sie können mich als Vorsitzenden auch in den folgenden zwei Jahren an meinen Worten messen.«
Der Tunesier Anis Amri hatte am 19. Dezember einen entführten Lastwagen in den Weihnachtsmarkt gesteuert. Beim bisher schwersten islamistischen Terroranschlag in Deutschland starben 12 Menschen, fast 70 wurden verletzt. Wenige Tage später erschossen Polizisten Amri auf der Flucht in Italien. dpa/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.