So preiswert und so grün wie möglich
Infrastrukturministerin Kathrin Schneider lobt Preis für Innenstadtprojekte aus
Die blühenden Landschaften sollen noch grüner werden. Bauministerin Kathrin Schneider (SPD) hat zur Beteiligung am Innenstadtwettbewerb des Jahres 2017 unter dem Motto »GrünStadtRaum« aufgerufen.
»Dieser Wettbewerb wendet sich an alle«, unterstrich Schneider, als sie den Plan am Donnerstag vorstellte. Eingereicht werden können Lösungen für grüne Innenstädte der Zukunft. Zur Teilnahme berechtigt seien Städte und Gemeinden, Firmen, Bürger, Verbände, Interessengruppen und Initiativen. Bis zum 31. November können Ideen eingereicht werden. Im März entscheidet eine Jury, wie die 25 000 Euro Preisgeld verteilt werden. Grün in die Stadt zu tragen und gleichzeitig zur »Verdichtung« der Innenstädte beizutragen, ist dabei die Aufgabe. Grün mache Städte lebenswert, als Aufenthaltsort angenehm, es sei gesund und Hintergrund für Erholung und Freizeit, sagte Philipp Sattler vom Bund der Landschaftsarchitekten. Aber ohne Aufwand ist das nicht zu haben. Die schönste Grünanlage nutze nichts, wenn sie nicht gepflegt werde, heißt es.
»Mehr Grün in unseren Kommunen ist sehr wesentlich für mehr Lebensqualität«, findet die Landtagsabgeordnete Anita Tack (LINKE).
»Misstraut den Grünanlagen«, meinte einst der Schriftsteller Heinz Knobloch. In einem gleichnamigen Buch machte Knobloch deutlich, dass Grünanlagen oft auf den innerstädtischen Wunden des Zweiten Weltkrieges entstanden sind, dass sie also auch äußerlich gefällige Anzeiger für Lücken und Verlust sind.
In Brandenburg ist die Begrünung je nach Lage der Städte anders anzufassen. In Frankfurt (Oder) beispielsweise, das sehr unter Einwohnerschwund litt, entstanden durch den jahrelangen Abriss von Wohnblöcken grüne Wiesen, die im Knobloch'schen Sinne Misstrauen verdienen. Ein markantes Beispiel dafür ist auch Eisenhüttenstadt, wo mehrere Wohnkomplexe einfach verschwunden sind.
Anders sieht es im Berliner Speckgürtel aus. Auch und gerade in Potsdam sind viele Grünanlagen geopfert worden. Hier lässt sich auch der Unterschied in der Baupolitik in der DDR und danach studieren. In der DDR gab es keinen echten Grundstücksmarkt und es konnte großzügig, geradezu verschwenderisch mit breiten Grünstreifen gebaut werden. Dort, wo sich heute das Landtagsschloss erhebt, befand sich eine begrünte Brache. Die zu DDR-Zeiten entstandenen Wohngebiete Waldstadt I und II trugen ihren Namen zu Recht.
Dagegen ist der nach der Wende errichtete Hauptbahnhof ein Beispiel für extreme Verdichtung. Auch neue Stadtteile wie das Bornstedter Feld gehorchen eher dem Gesetz der maximalen Ausnutzung von teurem Baugrund und weniger den Grundsätzen der grünen Stadt. Wenn wie geplant die Fachhochschule abgerissen wird, beseitigt die vorgesehene Neubebauung dann auch einen Grünzug.
Sie wolle sich nicht zu einzelnen Stadtkonzepten äußern, sagte Ministerin Schneider. Die Umgestaltung des Leipziger Dreiecks in Potsdam werfe Fragen auf, die noch nicht alle beantwortet seien. Es sei aber der Stadt Potsdam zuzugestehen, dass sie sich für ihre Grünanlagen einsetze und sie auch entwickle. Tatsächlich sei aber in den 1990er und 2000er Jahren in einer Weise gebaut worden, aus der man heute Schlüsse ziehen müsse. Die Infrastrukturministerin weiß aber selbst, nur wer »kompakt« baut, baue vergleichsweise billig. Verdichtung gebe es demnach sogar auch in Städten, die Einwohner verlieren.
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