Schorndorf »ist kein zweites Köln«

Oberbürgermeister Klopfer warnt vor einer verzerrten Darstellung der Krawalle

  • Lesedauer: 2 Min.

Schorndorf. Nach den Ausschreitungen und sexuellen Übergriffen auf zwei junge Frauen auf dem Schorndorfer Stadtfest ist eine Debatte über die Sicherung solcher Veranstaltungen entbrannt. Die Polizei in der Kleinstadt bei Stuttgart passte ihr Einsatzkonzept an und erhöhte die Präsenz. Am Montagabend sei alles friedlich verlaufen, sagte ein Polizeisprecher am Dienstag.

Politiker fordern aber harte und vor allem schnelle Strafen für die Täter. Am Donnerstag soll sich auch der Landtag mit den Vorfällen befassen. Oberbürgermeister Matthias Klopfer warb indes für einen Schulterschluss von Politik und Polizei. »In Zukunft noch mehr, um zu sagen: Da gibt es null Toleranz für Gewalt gegen die Polizei«, sagte der SPD-Politiker am Dienstag im »Morgenmagazin« von ARD und ZDF. Er räumte ein, dass Stadt und Politik am Wochenende zu spät reagiert hätten, betonte aber auch, dass in Schorndorf kein Ausnahmezustand geherrscht habe.

Bei dem Stadtfest waren in der Nacht zum Sonntag Gäste und Polizisten aus einer Ansammlung von rund 1000 jungen Menschen im Schlosspark heraus angegriffen worden. Außerdem wurden nach Angaben der Polizei zwei Frauen von Flüchtlingen begrapscht. Die Polizei ließ daraufhin am Montagabend die dunklen Ecken der »Schorndorfer Woche« besser ausleuchten und schickte mehr Beamte.

Vor den Krawallen hätten vor allem Abiturienten und Realschüler auf dem Volksfest gefeiert, sagte Oberbürgermeister Klopfer dem SWR bereits am Montag. Gegen Mitternacht sei es dann zu einer Auseinandersetzung zwischen zwei Gruppen gekommen. Später seien auch mehrere Menschen mit Migrationshintergrund oder Asylbewerber hinzugekommen - dies sei aber nicht der Großteil gewesen.

Als »völlig inakzeptabel« bezeichnete Innenminister Thomas Strobl (CDU) die Vorfälle. Strobl ergänzte: »Schuld ist nicht die Polizei, sondern schuld sind die, die Frauen begrapschen, übergriffig sind, Straftaten begehen, Polizisten mit Flaschen bewerfen, Gewalt ausüben. Ich kann nur davon abraten, ein Schwarzer-Peter-Spiel zu beginnen.«

Die AfD im Landtag hat für Donnerstag zur Landtagssitzung eine aktuelle Debatte ansetzen lassen mit dem Titel »Schorndorfer Stadtfest: Die ›Kölner Silvesternacht‹ ist in der schwäbischen Provinz angekommen«. Die Partei zog damit eine Parallele zur Kölner Silvesternacht 2015/2016, als es zahlreiche Übergriffe auf Frauen gegeben hatte. OB Klopfer lehnte eine solche Parallele ab: »Das ist kein zweites Köln und kein zweites Hamburg«, sagte er.

Die Landesregierung hatte am Sonntag unabhängig von den Ereignissen in Schorndorf beschlossen, sich von Stellen-Einsparprogrammen bei der Polizei zu verabschieden: 2018 sind dem Vernehmen nach 716 neue Stellen geplant, 2019 weitere 760 neue Stellen. dpa/nd

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