Union und FDP haben noch immer die reichsten Wähler

Vor allem die Ärmsten wählen nicht / AfD-Wähler und Linkspartei-Anhänger besorgt über Zustände

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. FDP und Union haben noch immer die wohlhabendste Wählerschaft, während die Gruppe der Nichtwähler am ärmsten ist. Die Anhänger der Liberalen verfügten 2016 über ein durchschnittliches Haushaltsnettoeinkommen von 3901 Euro, wie aus einer am Mittwoch veröffentlichten Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervorgeht. Bei der Union waren es 3388 Euro, bei den Grünen 3379 und bei der SPD 3010 Euro.

Die Wähler der AfD verfügten über durchschnittlich 2913 Euro, während es bei denen der Linken nur 2542 Euro waren. Das Schlusslicht bildete die Gruppe der Nichtwähler mit 2462 Euro. Für die Studie hat das DIW die Daten der regelmäßig erhobenen Allgemeinen Bevölkerungsumfrage (ALLBUS) ausgewertet.

Starke Veränderungen gibt es der Studie zufolge in der Wählerstruktur der einzelnen Parteien, und zwar insbesondere bei der SPD: Waren im Jahr 2000 noch 44 Prozent ihrer Wähler Arbeiter, waren es im vergangenen Jahr nur noch 17 Prozent. Hingegen steigerte sich der Anteil der Angestellten in diesem Zeitraum von 48 auf 68 Prozent.

Eine ähnliche Entwicklung zeigt die Studie auch für die CDU/CSU auf - während der Anteil der Arbeiter bei den Grünen und der FDP stets geringer war. Die Entwicklung hin zu einem geringeren Anteil an Arbeitern und mehr Angestellten ist generell aber auch Veränderungen in der Arbeitswelt geschuldet.

Auch beim Durchschnittsalter gab es eine Annäherung zwischen Union und SPD: Es lag 2000 bei der CDU/CSU bei 51,7 Jahren und bei den Sozialdemokraten bei 48 Jahren. 2016 betrug es in beiden Parteien 52,8 Jahren. Eine starke Alterung gab es bei den Grünen-Wählern - und zwar von 40 auf 48,1 Jahren. Die Linken-Wähler waren 2000 durchschnittlich 48 Jahre alt, 2016 waren es 50,1 Jahre. Die älteste Wählerschaft hat inzwischen die FDP: Das Durchschnittsalter stieg hier von 48,6 Jahren im Jahr 2000 auf 54,3 Jahre in 2016.

Der DIW-Forschungsdirektor Alexander Kritikos erklärte: «Bei der SPD kann man nicht mehr sagen, dass sie eine Arbeiterpartei ist. Die Wählerstrukturen von Union und SPD näherten sich immer mehr aneinander an und unterschieden sich »letztlich nur noch in wenigen Merkmalen«. Die SPD habe eine größere Anhängerschaft in den Großstädten, die CDU hat mehr Wähler in den ländlichen Gebieten. »Bei den Grünen ist die Wählerschaft zusammen mit ihrer Partei älter geworden«, heißt es in der DIW-Studie.

Bei Linken und AfD finden sich demnach zu allen abgefragten Themen »überdurchschnittlich viele besorgte Menschen«. Doch sie sorgen sich über sehr unterschiedliche Themen. Beide sorgen sich stärker um den Zusammenhalt der Gesellschaft, als die Anhänger anderer Parteien. Das sie den aber durch sehr verschiedene gesellschaftliche Entwicklungen gefährdet sehen zeigen die größten Sorgen der beiden Gruppen. Die Anhänger der AfD sorgen sich vor allem über die Zuwanderung nach Deutschland (82 Prozent) und über Kriminalität (72 Prozent), für die der Linkspartei ist die Erhaltung des Friedens das wichtigste Thema (62 Prozent) und Ausländerfeindlichkeit (48 Prozent). nd/afp

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.