Kein Nachschub für »nützliche Idioten«

USA beenden offenbar Waffenlieferung an sogenannte gemäßigte Rebellen in Syrien

  • René Heilig
  • Lesedauer: 3 Min.

Laut »Washington Post« hat US-Präsident Donald Trump die verdeckten Waffenlieferungen der CIA an syrische Rebellen stoppen lassen. Auch Ausbildungsprogramme, die vor allem in Jordanien liefen, werden nicht fortgeführt. Die Entscheidung sei bereits vor knapp einem Monat nach einem Treffen mit CIA-Direktor Mike Pompeo und seinem Sicherheitsberater Herbert Raymond McMaster getroffen worden. Das wäre also noch vor dem viel beachteten Treffen zwischen Trump und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin am Rande des G20-Treffens in Hamburg gewesen.

Von der CIA eine Bestätigung zu bekommen, ist auch für die »Post« ein absurdes Unterfangen. Auch das Weiße Haus bestätigte die Nachricht nicht. Da es jedoch nicht den Hauch eines Dementis gibt, wird sie wohl zutreffen. Hat damit Russland, das den syrischen Machthaber Baschar al-Assad massiv unterstützt, gewonnen? So einfach sind die Fronten nicht.

Die Lieferungen sowie die Ausbildung der »gemäßigten« Rebellen waren bereits unter Trumps Vorgänger Barack Obama, der sie angeordnet hatte, umstritten. Schon weil Kämpfer diverser Gruppen, die von Washington als »nützliche Idioten« auserwählt und unterstützt worden waren, zum Islamischen Staat übergelaufen sind. Auch politisch haben die von den USA unterstützten Gruppen keine internationale Rolle erlangt. Im Gegenteil. Spätestens nachdem die russische Armee vor zwei Jahren auf Seiten Assads in das Kriegsgeschehen eingriff, schmolzen die ohnehin geringen Aussichten für einen Regimewechsel, hervorgerufen durch die Freie Syrische Armee und andere Rebellengruppen, wie Eis in der Sonne. Dafür aber wuchs die Gefahr, dass die USA und Russland - direkter als bislang - aneinander gerieten.

Denn die Unterstützung aus den USA richtete sich nun nicht nur pauschal gegen russische Interessen, sondern direkt gegen russische Soldaten. Auch umgekehrt wurde es eng. Mehrfach griffen US-Jagdbomber syrische Einheiten an, um deren Vormarsch zu stoppen, wenn sie dabei gegnerischen Einheiten auf den Leib rückten, die von US-Spezialeinheiten begleitet wurden. Diese Gefahren sind mit dem Stopp der US-Unterstützung für einige Rebellengruppen erst einmal gemindert.

Die USA haben gelernt, Realitäten anzuerkennen. Dazu gehört die Tatsache, dass Assads Armee dank der russischen Hilfe insbesondere aus der Luft viel verlorenes Territorium zurückgewonnen hat. Doch damit sowohl Russland wie die USA ihr Gesicht als mächtige Schutzpatrone ihrer jeweiligen Vasallen nicht verlieren, bedurfte es mehr Bemühungen. Beispielsweise musste Trump - anders als Vorgänger Obama - wirklich eine rote Linie einhalten, die ein Eingreifen der USA unabdingbar machten. Der Anlass ergab sich im April. Da gab es einen mysteriösen Giftgasangriff, verübt angeblich von syrischen Regierungstruppen. Trump ließ rund 60 Marschflugkörper auf die Air Base feuern, von der die syrischen Giftgas-Bomber angeblich gestartet waren. Oh Wunder, die von den US-Hightech-Waffen angerichteten Schäden waren extrem gering. Auch führte die medienwirksame »Schaufensterattacke« kaum zu personellen Verlusten.

Ebenso verhielt es sich mit dem Abschuss eines Suchoi-Jagdbombers durch eine US-amerikanische F-15 im Juni. Russland setzte eine Sicherheitsvereinbarung mit den USA für den syrischen Luftraum aus, kappte kurzzeitig den Kommunikationskanal und drohte mit dem Abschuss von Flugzeugen der US-Koalition, die man westlich des Euphrat-Flusses antreffe. Das machte viel politischen Lärm, führte aber zur Festlegung der jeweiligen Einflusszonen in Syrien.

Die der USA im Norden des Landes bleibt - unbeschadet der Trump-Entscheidung - bestehen. Dort unterstützen die USA die syrisch-kurdischen Selbstverteidigungskräfte YPG. Nicht nur aus der Luft. Die der türkischen PKK nahestehende Organisation wird von US-Spezialeinheiten gedrillt und beraten. Was die Regierung in Ankara zur Weißglut bringt.

Glaubt man der türkischen Armeeaufklärung, so unterhalten die US-Streitkräfte in Nordsyrien mindestens elf Stützpunkte. Über mindestens zwei Flugplätze werden regelmäßig Waffen, Gerät und Munition an die erfolgreichen YPG-Kämpfer geliefert. Kommentar Seite 4

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