Clubbetreiber solidarisieren sich mit Roter Flora
Kritik an Kriminalisierung von linken Zentren und Eingriff in Kulturpolitik
Berlin. Nach dem G20-Gipfel und angesichts der von immer neuen Forderungen angetriebenen Debatte um die Schließung linker Kulturzentren haben sich nun Hamburger Clubbetreiber mit einer Solidaritätsadresse für die Rote Flora zu Wort gemeldet. »Wir sind empört darüber, wie durch die gegenwärtige Debatte um die Rote Flora vom Politikversagen und der inhaltlichen Kritik rund um den G20-Gipfel in Hamburg abgelenkt wird und in die Kulturpolitik massiv eingegriffen werden soll«, heißt es in einer Erklärung des Clubkombinats Hamburg e.V., dem Interessenverband der Clubbetreiber, Veranstalter, Booker & Agenturen aus der Region Hamburg.
»Mit dem aktuellen Vorgehen in der Räumungsfrage der Roten Flora wird gegen die linke Szene eine pauschale Vorverurteilung mit einhergehender Kriminalisierung von linken Zentren und Kollektivschuld vorgenommen«, heißt es dagegen beim Clubkombinat weiter. »Wie vor Gericht, muss auch in diesen Fällen die Unschuldsvermutung gelten«, so die Forderung. Mit Blick auf die Rufe nach Schließung linker Zentren wird kritisiert, »wer dieses politische Spiel betreibt, exerziert in unseren Augen Populismus in Reinform und trägt zur Beunruhigung von Wutbürger zusätzlich bei.«
Zuletzt hatte Kanzleramtsminister Peter Altmaier von der CDU mit der Schließung des legendären Zentrums gedroht. »Wenn sich herausstellt, dass Verantwortliche der Roten Flora an den Ausschreitungen beteiligt waren oder dazu beigetragen haben, muss das Konsequenzen haben bis zur Schließung«, so Altmaier in der »Bild am Sonntag«. Er verglich »Treffpunkte von gewaltbereiten Linksextremen« dabei mit Moscheen, in denen Islamisten zur Gewalt aufrufen.
Es solle offenbar »ein übergreifendes Klima erzeugt werden, in dem die Kriminalisierung von linken Zentren ermöglicht wird«, machen dagegen die Clubbetreiber geltend. Dies betreffe nicht nur die Rote Flora, sondern auch das Gängeviertel und werde »langfristig weitere, alternativ geführte Orte, die häufig auch Musikspielstätten sind, betreffen. Erst in Hamburg, dann an Orten wie der Rigaer Strasse in Berlin, dem Conne Island in Leipzig und danach in der ganzen Republik.« Man verurteile »derartige kulturpolitische Angriffe« daher strikt. nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.