SPD-Politiker gegen Rot-Rot-Grün

Parteien debattieren über mögliche Koalitionen

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. Der frühere Hamburger Bürgermeister Klaus von Dohnanyi hat von SPD-Chef Martin Schulz verlangt, eine Koalition mit der Linkspartei auszuschließen. »Wenn sich Herr Schulz nicht vor der Wahl von der Option Rot-Rot-Grün befreit, werde ich ihn nicht wählen«, drohte der Sozialdemokrat in der »Welt«. Er wolle »kein Kreuz bei einer Partei machen, mit der eventuell in einer Regierung die LINKE Entscheidungen des Bundeskanzlers beeinflusst«.

Von Dohnanyi, der sich von der Zeitarbeitslobby einspannen lässt, die Branche für »unentbehrlich« hält und ihr unlängst zuriet, für noch mehr »Flexibilität«, das heißt: Unsicherheit bei den Beschäftigten, zu werben, nannte die LINKE »in mehrfacher Hinsicht irreal«. Von Dohnanyi sprach unter anderem die Wirtschaftspolitik und die »innere Sicherheit« an.

Linksfraktionschefin Sahra Wagenknecht schrieb im Kurznachrichtendienst Twitter von einer »armen SPD«, in der ein Ex-Bürgermeister Schulz »zum Steigbügelhalter von Merkel und zur Weiter-so-Politik erpressen« wolle. Wagenknecht ist offen für mögliche rot-rot-grüne Sondierungen. Sie will aber bei weiteren Rentenkürzungen, einem Fortbestehen des Niedriglohnsektors und der Fortsetzung von Kriegseinsätzen keine Regierung mittragen.

Weitere Sozialdemokraten stimmten in Dohnanyis Ton ein. »Rot-Rot-Grün ist in ostdeutschen Ländern möglich, für die Bundesebene ist es keine Option«, sagte der Sprecher des konservativen Seeheimer Kreises in der SPD, Johannes Kahrs, der »Welt am Sonntag«. Die Linkspartei sehe die SPD als Hauptgegner und stehe für keine seriöse Außen- und Wirtschaftspolitik. Der SPD-Abgeordnete Christian Flisek sagte, »die Konflikte in einer Regierung aus SPD, Grünen und LINKEN wären derzeit immer noch zu groß, um Deutschland stabil zu regieren«. Alexander Schweitzer, SPD-Fraktionschef in Rheinland-Pfalz, sagte der »Welt am Sonntag«: »Wenn eine Dreier-Konstellation notwendig wird, bin ich klar für Rot-Grün-Gelb.« In seinem Land funktioniere die Ampel wunderbar.

Dagegen mahnte SPD-Vize Ralf Stegner an, für ein möglichst starkes eigenes Ergebnis zu mobilisieren, und nicht ständig über Optionen zu reden. Dies »stärkt nur andere Parteien«, schrieb der schleswig-holsteinische SPD-Landeschef auf Twitter.

Derweil berichtete der »Spiegel«, Vertreter des linken Flügels der Grünen wollten ein mögliches Regierungsbündnis ihrer Partei mit Union und FDP nach der Wahl verhindern. Falls diese Koalition diskutiert werde, sollten mögliche Ministerkandidaten aus dem linken Grünen-Flügel erklären, dass sie für Kabinettsposten nicht zur Verfügung stünden, lautet dem »Spiegel« zufolge die Absprache.

Dem Kabinettsboykott sollten sich demnach Parteichefin Simone Peter, Fraktionschef Anton Hofreiter und Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth anschließen. Sie sollen zu dem Vorschlag zustimmend genickt haben, berichtete der »Spiegel« unter Berufung auf Teilnehmer eines Treffens von eher linken Grünen.

Die Angesprochenen wiesen den Bericht als »Quatsch« zurück, sagten dem Magazin aber: »So etwas sollte man nicht presseöffentlich besprechen.« Die Vorbehalte gegen eine Koalition, in der auch die CSU sei, seien natürlich riesig.

Trotzdem haben die Grünen eine Zusammenarbeit mit der Union bisher nicht ausgeschlossen. Auch CSU-Chef Horst Seehofer kann sich eine Koalition mit den Grünen grundsätzlich vorstellen. »Natürlich wären sie kein angenehmer Partner«, sagte Seehofer der »Welt am Sonntag«. »Aber Wahlergebnisse suchen sich ihre Koalitionen.« Agenturen/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.